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von Zülpich i. J. 496 kamen dieselben unter die Oberherrschaft der Franken. Der Bezirk bildete nunmehr einen Theil des fränkischen Murrgaus, welcher außerdem auch Orte der jetzigen Oberämter Ludwigsburg und Marbach in sich begriff und hauptsächlich aus Schenkungsurkunden des Klosters Lorsch bekannt ist. In diesem Gau und im Kochergau „in pago Murrechgouue et Cohgengauue in comitatu Heinrici et Ruotkeri“ - diese Namen weisen auf das komburgisch-rotenburgische Grafengeschlecht hin – befand sich namentlich ein großer Reichswald im Umkreise des Klosters Murrhardt. Derselbe zog sich vom Ursprung der Wislaf bei Ebni O.A. Welzheim über Rotemad, in unserem Oberamt über Sechselberg (mons Sassenberch) auf den Eichelberg (mons Eicheneberch) bei Unter-Brüden, von da in die Murr, die sog. Sommerlauter (Lutiraha) aufwärts bis Siebersbach (Siuerenesbach) und Groß-Höchberg (mons Hochburc), worauf er unser Oberamt verließ und über den Ursprung und weiteren Lauf der Roth, ihre Vereinigung mit dem Kocher diesen Fluß aufwärts bis zum Einfluß des Steigerbaches „per confinia Francorum et Suevorum“ sich wieder westlich dem Wislafursprunge zuwandte. Diesen Wald nebst dem Banne darüber schenkte zu Ulm den 16. Juli 1027 K. Conrad II. dem Bischof Meginhard und seiner Kirche zu Würzburg (Wirtemb. Urk.-B. 1, 259).

Von Orten des Oberamtes werden zuerst genannt in ächten Urkunden, beziehungsweise unverdächtigen Quellen: Aspach im Jahr 862, Murrhardt 993 und 1027, Brüden um 1100, Rietenau 1103, Oppenweiler 1114, Backnang 1116, Heiningen 1134, Reichenberg und Cottenweiler 1231; eine ziemliche Anzahl von Orten des Oberamtes erscheint in der Bulle des Pabsts Innocenz IV. für das Stift Backnang vom 11. April 1245.

Im Jahr 1009 kommt im Murrgau ein comes Adelbertus vor, dessen Name auf das später von der Burg Calw sich nennende Grafenhaus hinweist (Wirtemb. Urk.-B. 1, 248). Als Verwaltungsbezirk derselben Familie erscheint im Verlaufe des 11. Jahrhunderts die Grafschaft Ingersheim, von dem Orte im alten Murrgau so genannt (vergl. unten Groß-Aspach). Dort lag den Calwer Grafen die Haltung des Landgerichtes ob, und – nach den Besitzungen der besonderen Äste, der Grafen von Vaihingen und Löwenstein, welche sich später von den Calwer Grafen trennten, zu schließen – hat sich ihr mit reichem Güterbesitz verbundener Grafensprengel unter Anderem auf den Murrgau erstreckt.

In der Folge finden wir in diesen Gegenden vor Allem zwei Geschlechter, die Markgrafen von Baden und die Grafen von Löwenstein (von der ältesten Linie), und zwar beide als Rechtsnachfolger der Grafen von Calw. Ist dieses letztere auch hinsichtlich der Grafen von Löwenstein nicht zweifelhaft, indem der Sohn des Grafen Adelbert IV.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/105&oldid=- (Version vom 1.8.2018)