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vor der Reformation als Kapelle diente, ist Eigenthum der Stiftung; sie wurde im Jahr 1850 in ihrem Innern erneuert, ist aber immer noch für die Gemeinde zu klein und von geschmackloser Bauart; der viereckige in seinem unteren Theile noch alte Thurm enthält spitzbogige Fenster, während der obere aus Holz erbaute Theil desselben aus neuerer Zeit stammt und ein Zeltdach trägt. Das untere Stockwerk des Thurms, welches die Stelle des Chors vertritt, enthält ein Kreuzgewölbe, auf dessen Schlußstein ein Stern dargestellt ist. Die mit einem Tonnengewölbe versehene Sacristei, der älteste Theil der Kirche, stammt aus der romanischen Periode und enthält noch ein rundbogiges Fensterchen. Von den zwei Glocken ist eine von Heinrich Kurtz in Stuttgart 1840 gegossen, die andere trägt die vier Evangelistennamen in alten Majuskeln als Umschrift.

Der um die Kirche gelegene Begräbnißplatz wurde im Jahre 1826 aufgegeben und dagegen ein neuer außerhalb (südöstlich) des Orts angelegt.

Das im Jahr 1805 erbaute, dem Staat gehörige, geräumige Pfarrhaus liegt frei und angenehm in der Mitte des Orts.

Das Schulhaus enthält nur ein Lehrzimmer; die Wohnung des Schulmeisters befindet sich in einem besonderen Gebäude, an welches ein Zimmer für den Gemeinderath angebaut ist.

Ein Armenhaus und drei Gemeindewaschhäuser sind vorhanden.

An frischen Quellen ist die Markung sehr reich und nur in ganz trockenen Jahrgängen versiegen einzelne derselben. Von besonderer Wichtigkeit ist die Quelle, welche oberhalb des Orts in den sog. Seegärten entspringt, die fünf Brunnen des Orts mit gesundem Wasser hinreichend speist und unterhalb desselben zur Wiesenwässerung benützt wird; sie bildet zugleich den Ursprung des Obbachs und somit im weitesten Sinne den Ursprung des Mühlbachs, von dem der ganze Distrikt seinen Namen erhalten hat.

Die Einwohner sind im Allgemeinen gesunde geordnete Leute, die im Durchschnitt ein ziemlich hohes Alter erreichen und nur höchst selten von epidemischen Krankheiten heimgesucht werden. Die Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht, während die Gewerbe sich nur auf die nöthigsten Handwerker beschränken. Die Vermögensverhältnisse gehören zu den mittelmäßigen, indem der begütertste Bürger 80 Morgen Felder und 30–40 Morgen Waldungen, der sog. Mittelmann 20 Morgen Felder und 5–6 Morgen Waldungen und die ärmere Klasse 2–3 Morgen Grundeigenthum besitzt. Gegenwärtig werden 10 Personen aus Gemeindemitteln unterstützt.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Sulz. Karl Aue, Stuttgart 1863, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Sulz.djvu/273&oldid=- (Version vom 1.8.2018)