Was die klimatischen Verhältnisse betrifft, so ist die Luft wegen der nahen Waldungen und der vielen Thäler häufig neblig und auch den Sommer über bei Nacht etwas kühl; Frühlingsfröste sind häufig und schaden der Obstblüthe, wie sie auch dem Anbau von feineren Gewächsen entgegen wirken. Die Ernte tritt nur etwa sechs Tage später ein als in den unteren Mühlbachorten. Schädliche, mit Hagelschlag verbundene Gewitter sind gerade nicht selten.
Die Landwirthschaft wird mit Anwendung verbesserter Pflüge gut betrieben und die Ertragsfähigkeit des Bodens durch kräftige Düngungsmittel erhöht. In dreizelglicher Flureintheilung werden die gewöhnlichen Getreidearten, besonders viel Weizen, Dinkel und Haber gebaut, während man in der zur Hälfte angeblümten Brache viele Kartoffeln, dreiblättrigen Klee, Luzerne, Reps, Hanf, Flachs zieht. Im Durchschnitt rechnet man bei dem Dinkel und Weizen den achtfachen, bei dem Haber den sechsfachen Ertrag der Aussaat. Ein kleiner Versuch mit Hopfen hatte bis jetzt guten Erfolg. Der geringste Preis eines Morgens Acker wird zu 100 fl., der mittlere zu 300 fl. und der höchste zu 600 fl. angegeben. Von den Getreideerzeugnissen werden über den eigenen Verbrauch alljährlich etwa 300 Schffl. Weizen, 400 Schffl. Haber und 50 Schffl. Gerste auf der Schranne in Sulz abgesetzt.
Der Wiesenbau ist ausgedehnt und liefert im Allgemeinen ein gutes Futter, nur einige nasse Stellen im Beurener Thal und an dem Ursprung des Mühlbachs geben saures, weniger nahrhaftes Futter. Die durchgängig zweimähdigen Wiesen, von denen nur wenige Morgen bewässert werden können, ertragen 25–30 Ctr. Heu und 12–15 Ctr. Öhmd per Morgen. Die Preise eines Morgens Wiese bewegen sich von 70–600 fl.
Die Obstzucht ist stets im Zunehmen begriffen, obwohl das Obst nicht gerne geräth; man pflanzt späte Mostsorten und Zwetschgen. Die Jungstämme werden theils von den Einwohnern selbst nachgezogen, theils aus der Gemeindebaumschule bezogen, über welche ein Baumwarth gestellt ist, der auch die Bäume auf der Markung zu setzen hat. Das Obst bleibt im Ort.
An einem südlichen Abhang gegen das Kelterthal wurden im Jahr 1834 8–10 Morgen zu Weinbergen angelegt, die aber, weil der Ertrag die Mühe und Auslagen nicht lohnte, nun bis auf ungefähr zwei Morgen vermindert wurden. Früher soll hier der Weinbau in größerer Ausdehnung getrieben worden seyn und am Fuß des Bergs stand eine Kelter, die auch im Landbuch von 1623 angeführt wird.
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Sulz. Karl Aue, Stuttgart 1863, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Sulz.djvu/264&oldid=- (Version vom 1.8.2018)