herkommenden Bach namhafte Zuflüsse erhält, so daß er schon im Ort eine Mühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang und 1/4 Stunde unterhalb des Dorfs die Röthenmühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang zu treiben im Stande ist. Der Bach verursacht nicht selten Überschwemmungen. Eine schwefelhaltige Quelle, welche früher häufig, namentlich gegen die Krätze gebraucht wurde, entspringt 1/2 Stunde südlich vom Ort im Kelterthal und fließt in den Rohrbach, der sich im Beurener Thal mit dem Rindelbach vereinigt. Die Brunnen im Ort haben zum Theil hartes Wasser und die Hülsenfrüchte wollen in demselben nicht weich kochen, was jedoch bei dem Wasser aus dem sog. Erbsenbrünnlein nicht der Fall ist. Periodisch fließende Quellen sind mehrere vorhanden. In der Flur Breitenfurt an der Straße nach Sulz ist eine Quelle, deren Wasser für Menschen und Vieh nachtheilig seyn soll. Früher bestanden im Rindelbachthal hinter dem Schloßberg zwei Weiher, der obere und untere See genannt, welche längst in Wiesengrund umgewandelt sind; auch unterhalb des Orts ist ein kleiner Weiher abgegangen, von dem die an seine Stelle getretenen Wiesen noch die Benennung „Weiherle“ haben.
Die Einwohner sind im Allgemeinen fleißige, gesunde Leute, die nicht selten ein Alter von 70–80 Jahren erreichen; sie treiben Landwirthschaft und ihre Vermögensumstände gehören zu den mittelmäßigen des Bezirks. Der begütertste Bürger besitzt 40 Morgen Felder, der sogenannte Mittelmann 20–25 Morgen und die ärmere Klasse 1–2 Morgen; auch die ärmsten genießen die Benützung von 11/8 Morgen Allmanden. Gegenwärtig erhalten 20 Personen Unterstützung von Seiten der Gemeinde. Von den Gewerben sind, außer den gewöhnlichsten Handwerkern, die schon angeführten Mühlen, vier Schildwirthschaften, drei Krämer, eine Ziegelhütte und eine Harzsiederei zu nennen.
Die große Markung, von der etwa 2/5 mit Wald bestockt ist, hat im Allgemeinen einen fruchtbaren Boden, der jedoch in nassen Jahrgängen ergiebiger ist als in trockenen; er besteht vorzugsweise aus den Verwitterungen des Muschelkalkdolomits (Malmboden) und südlich vom Ort aus einem schweren Thonboden (Verwitterung des Keupermergels).
Auf dem Walde Tanau besteht ein Stubensandsteinbruch und im engen Walde ein Werksteinbruch; beide sind Eigenthum der Gemeinde. Eine Lehmgrube befindet sich an der Ziegelhütte. Töpfererde wird in dem Walde Tanau gegraben.
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Sulz. Karl Aue, Stuttgart 1863, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Sulz.djvu/263&oldid=- (Version vom 1.8.2018)