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stattlichen Bauernwohnungen, welche die Wohlhabenheit ihrer Besitzer untrüglich verrathen.

Das alte, jedoch gut erhaltene Kirchlein, welches Eigenthum der Stiftungspflege ist, steht erhöht im südlichen Theil des Dorfs; dasselbe war ursprünglich im germanischen Styl erbaut, wofür noch der spitzbogige Eingang zeugt, ist aber im Laufe der Zeit styllos verändert worden. Der viereckige, mit spitzem Zeltdach versehene Thurm ist sehr alt und dessen unterstes Stockwerk, zu dem von dem Langhause ein spitzer Triumphbogen führt, vertritt die Stelle des Chors. Von den drei Glocken ist die größte von Hugger aus Rottweil 1858 gegossen worden, die mittlere und die kleinste tragen in sehr alten Majuskeln, die vier Evangelistennamen.

Der ummauerte Begräbnißplatz liegt um die Kirche.

Ein neues Schulhaus wurde im Jahr 1830 von der Gemeinde erbaut, weil aber dieses seinem Zweck nicht entsprach, so ließ man im Jahr 1850 im Rathhaus eine Wohnung für den Schulmeister und ein geräumiges Lehrzimmer einrichten. Ein Armenhaus und zwei öffentliche Waschhäuser sind vorhanden.

Im Ort befindet sich eine Mühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang.

Gutes, frisches Trinkwasser ist im Überfluß vorhanden und überdieß fließt die Schlichem durch den Ort, welche im Ort selbst einen kleinen Seitenbach und oberhalb desselben den Heimbach aufnimmt. Die Schlichem tritt öfters aus, ohne jedoch erheblichen Schaden anzurichten.

Die Einwohner sind im Allgemeinen gesunde, kräftige Leute, die sich nicht selten eines hohen Alters erfreuen; die am häufigsten vorkommende Krankheit, woran 1/3 der Erwachsenen stirbt, ist die Wassersucht. In Sitten und Lebensweise sind die Einwohner einfach und zeichnen sich durch Fleiß und Sparsamkeit vortheilhaft aus; ihre Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht und ihre Vermögensumstände gehören zu den günstigsten des Bezirks. Der wohlhabendste Bürger besitzt 80 Morgen Felder und 15 Mrg. Waldungen, der sog. Mittelmann 20–25 Mrg. Felder und 1–2 Mrg. Waldungen und die minder bemittelte Klasse 2–3 Morgen.

Die Ackerfelder der verhältnißmäßig ziemlich großen Markung liegen mit wenig Ausnahmen auf den Hochebenen, daher der Ackerbau mit vieler Mühe betrieben werden muß. Der im Allgemeinen fruchtbare Boden besteht auf den Hochebenen aus einem ziemlich schweren Lehm; an den Abhängen erscheinen theils thonige, theils

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Sulz. Karl Aue, Stuttgart 1863, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Sulz.djvu/248&oldid=- (Version vom 1.8.2018)