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und Gewerbe (s. über die letztern, wie auch über die vorhandenen Mühlen unten). In den Vermögensumständen sind die Einwohner in Folge der Mißjahre und aus Mangel an Verdienst etwas zurückgekommen, übrigens beginnen dieselben sich wieder zu heben und der Nahrungsstand ist auch in sofern gesichert, als jeder ansäßige Bürger mehrere Allmandplätze oder sog. Bürgertheile zu lebenslänglicher Nutzniesung erhält. Der begütertste Bürger besitzt etwa 30 Mrg. Felder, der sog. Mittelmann 12–15 Morgen und die ärmere Klasse 2 Mrg. Einer Unterstützung von Seiten der Gemeinde ist gegenwärtig Niemand bedürftig. Die Gemeinde ist im Besitz von 700 Morgen Waldungen, aus denen nicht nur jeder Bürger seine jährliche Holzgabe, in einem Klafter und 50 St. Wellen bestehend, bezieht, sondern auch die Ausgaben der Gemeindekasse großentheils bestritten werden, so daß eine Gemeindeschadensumlage nicht nöthig wird.

Die verhältnißmäßig kleine Markung bildet eine wellige Hochebene, welche von mehreren ziemlich tief eingeschnittenen Thälern durchfurcht ist. Der im Allgemeinen fruchtbare Boden besteht auf der Hochebene aus Diluviallehm, dem in unbeträchtlicher Tiefe der die Feuchtigkeit wenig durchlassende Liaskalk als Unterlage dient, daher die Felder in mäßig feuchten Jahrgängen mehr ertragen als in nassen. An den Thalabhängen tritt unterhalb des oberen Randes ein sehr schwerer, Feuchtigkeit haltender Thonboden auf, der beinahe beständig naß ist und deßhalb meist für den Wiesenbau benützt wird. Weiter abwärts an den Thalgehängen erscheinen in Folge des hier anstehenden grobkörnigen Keupersandsteins, sandige Böden, die zu den geringern auf der Markung gehören.

In dem 3/4 Stunden nordöstlich von der Stadt gelegenen Wald „Birken“ befinden sich zwei Steinbrüche im Keuperwerkstein, die sehr ausgedehnt betrieben und die gewonnenen Steine weithin versandt werden. Töpfererde wird auf der sog. Lehr und im Lerchenbühl gewonnen. Lehm für die hier bestehende Ziegelei kommt in der Nähe der Stadt vor.

Die Landwirthschaft wird im Allgemeinen eifrig getrieben und zur Besserung des Bodens kommt, neben den gewöhnlichen Düngungsmitteln, die Jauche, der Gyps und die Hallerde in Anwendung. Von verbesserten Ackergeräthen hat der flanderische Pflug Eingang gefunden. Walzen sind zwei vorhanden. Im System der Dreifelderwirthschaft baut man Dinkel, Gerste, Haber, etwas Weizen und als Mischfrucht unter dem Haber Ackerbohnen; in der zu 1/4 angeblümten Brache werden Kartoffeln, Futterkräuter, Wicken und Reps gezogen.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Sulz. Karl Aue, Stuttgart 1863, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Sulz.djvu/242&oldid=- (Version vom 1.8.2018)