entfernte preußische Städtchen Haigerloch zu 6 kr. per Maas abgesetzt. Die Schäferei besteht aus Mutterschafen mit entsprechendem Nachwuchse und gehört dem Bastardschlage an, liefert 3–4 Pfund Wolle per Kopf für welche durchschnittlich 100–120 fl. per Ctr. erlöst wird. In kleinerem Maßstabe wird auch Pferdezucht und Schweinezucht betrieben. Den 9. April 1851 wurde dahier die Ackerbauschule eröffnet, welche von 12 Zöglingen, vorzugsweise aus dem Schwarzwaldkreise besucht ist, und die Aufgabe hat, junge Männer, vornehmlich aus dem Bauernstande, durch passenden landwirthschaftlichen Unterricht und durch Einübung in der mit der Schule verbundenen Wirthschaft theils zu einer bessern Bewirthschaftung des eigenen Grundbesitzes zu befähigen, theils zu tüchtigen Pächtern und Gutsaufsehern heranzuziehen. Die Zöglinge zahlen kein Lehrgeld, erhalten den nöthigen Unterricht, Kost und Getränke, Bett, Heizung, Beleuchtung und Unterrichtsmittel unentgeldlich, müssen sich dagegen bei ihrem Eintritte zu einer 3jährigen Lehrzeit verpflichten und sich allen in der Wirthschaft vorkommenden Arbeiten unterziehen. Sie erhalten im Winter in täglichen 3–4 Stunden und Sommers in 2–3 Stunden den ihrer Bildungsstufe angemessenen landwirthschaftlichen Unterricht durch den Vorsteher der Schule, und durch einen vom Staate angestellten Lehrer aus dem Stande der Volksschullehrer, welchem überdieß die unmittelbare Aufsicht über die Zöglinge in ihren Freistunden obliegt. Außerdem wird im Winterhalbjahre durch einen Thierarzt ein populärer Unterricht in der Thierheilkunde und durch einen Forstwart ein solcher im Waldbau ertheilt. Dadurch, daß die Zöglinge während ihrer Lehrzeit zu sämmtlichen in einem geordneten landwirthschaftlichen Betriebe vorkommenden Arbeiten der Reihe nach verwendet werden, haben dieselben Gelegenheit, solche gründlich zu erlernen. Die Schule, welche anfangs mit dem gewöhnlichen Vorurtheile gegen Alles Neuere zu kämpfen hatte, erfreut sich jetzt eines guten Fortgangs.
Kirchberg (alt Kilchberg) war in frühen Zeiten eine gräflich hohenbergische Burg. Es nannten sich hievon Dienstmänner dieser Grafen, wie Arnold, welcher 1095 auf dem Schlosse Haigerloch als Zeuge einer Stiftung an Kl. St. Georgen auftritt (Mone, Zeitschr. 9, 219). Graf Albrecht von Hohenberg verkaufte die Hälfte der Burg an seinen Schwager K. Rudolf (castrum Kirchperg laut Urkunde des letzteren vom 22. Sept. 1285. Schmid, Mon. Hohenb. 76). Damals war aber bereits daneben eine Klosterstiftung, in welcher die nach 1285 aus der Geschichte verschwindende Burg, wie dieß öfters vorkam, ganz aufging.
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Sulz. Karl Aue, Stuttgart 1863, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Sulz.djvu/233&oldid=- (Version vom 1.8.2018)