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verliehen (Historisch statistische Zeitschrift für Hohenzollern 3, 215).

Zu der Gemeinde gehören:

b. Bernstein, ein ehemaliges Kloster, jetzt Staatsdomäne, liegt freundlich, wohl geschützt, übrigens abgeschieden in einem still romantischen Seitenthälchen des Stunzthales, etwa 3/4 Stunden südöstlich von dem Mutterort. Das stattliche dreistockige Klostergebäude, das im Jahr 1729 vollendet wurde, ist nunmehr vom jeweiligen Pächter der Domäne bewohnt. Die Gänge des massiv erbauten Klosters sind mit Kreuzgewölben versehen und im obern Stockwerk desselben befinden sich ehemalige Klosterzellen. An das Kloster lehnt sich die im Jesuitenstyl erbaute, nunmehr als Holzstall benützte Kirche, deren Decke mit Stuckverzierungen und Malereien geziert ist. Über dem Eingang steht 1732. Im Souterrain derselben befindet sich die Gruft mit mehreren, noch wohlerhaltenen, übermauerten Grabstätten. Außer dem Kloster sind noch ansehnliche Öconomiegebäude, das ehemalige Jägerhaus, eine Ziegelhütte, ein schön angelegter Garten etc. vorhanden. Das Ganze ist theilweise mit einer Mauer umgeben. Der Ort ist mit Trinkwasser hinreichend versehen und an einem der beiden vorhandenen in Gewölben gefaßten Brunnen steht eine Inschrift, welche die Wiedereinfassung desselben im J. 1620 berichtet und den damaligen Altvater Hier. Held und 8 Brüder, auch den Steinmetz Johannes Conrad Alther von Rorschach benennt. Das Wasser dieses sog. Bittbrunnens wird für heilsam gehalten und wurde daher öfters von Kranken besucht.

Allhier bestund bis 1806 ein Haus der Eremitenlaienbrüder vom dritten Orden des heil. Franziskus; es soll dies am Ende das einzige, noch übrig gebliebene Kloster dieser Art gewesen seyn (nach Marian [Fidler] Austria sacra 1, 346). Es waren ursprünglich ein paar Waldbrüder, als Kuntz, Hermann und Heinz von Zimmern den ganzen, ihr Haus umgebenden Wald Bernstein sammt dessen Zugehörde von ungefähr 90 Jaucherten am 12. Juni 1361 an Hermann von Ow und dessen Söhne Hans und Burkhard verkauften. Da das Ganze, wobei sich auch eine Kapelle befand, Lehen vom Abt von Reichenau war, so begab sich letzterer auf Ansuchen genannten Hermanns von Ow aller Ansprüche, welche er daran hatte, woraus der von Ow am folgenden 21. Juli den Brüdern diese Wildniß zum Eigenthum überließ. Die Zahl der Brüder stieg jetzt auf zwölf, und hatte alle Zeit über wenige Schwankungen. Auch ihre Besitzungen erweiterten sie nicht. Sie nährten sich durch Handarbeit.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Sulz. Karl Aue, Stuttgart 1863, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Sulz.djvu/227&oldid=- (Version vom 1.8.2018)