Die Pfarrkirche, welche von der Gemeinde und Stiftungspflege gemeinschaftlich unterhalten werden muß, wurde nach einer über dem Eingang an der Südseite angebrachten Jahrszahl 1497 erbaut; sie ist im germanischen Styl mit spitzbogigen Eingängen und Fenstern, welch letztere im Laufe der Zeit ihrer ornamentirten Füllungen beraubt wurden, ausgeführt. Die östliche Giebelseite ist im J. 1731 erneuert, und bei dieser Veranlassung der Chor weggebrochen worden. An der südlichen Seite der Kirche befinden sich oben am Dachfries ein Stierkopf und ein Fratzengesicht; ein weiteres Fratzengesicht ist an der südwestlichen Ecke der Kirche eingemauert. Diese Figuren scheinen noch von der ursprünglichen Kirche (Kapelle) zu stammen und wurden ohne Zweifel bei dem Neubau der Kirche im J. 1497 wieder benützt; sie zeugen entschieden von dem sehr hohen Alter der Kirche, welche ursprünglich im romanischen Style erbaut war. Das Innere der Kirche enthält außer einem im germanischen Styl gehaltenen Taufstein, der die Jahrszahl 1497 trägt, und 2 alten Grabplatten, nichts Bemerkenswerthes. Von den Inschriften auf den Grabplatten ist nur noch eine theilweise lesbar, sie lautet: Anno... obiit Johannes Schyter rector ecclesiae. Von den auf dem Thurme hängenden Glocken ist die größere im J. 1819 von Heinrich Kurtz in Stuttgart gegossen worden, auf der kleineren steht das Ave Maria.
Der Gottesacker umschließt die Kirche.
Das geräumige, im Jahr 1774 erbaute Pfarrhaus, welches der Staat zu unterhalten hat, bildet mit seinen Öconomiegebäuden, Gärten und Hofräumen einen wohl arrondirten, angenehmen Pfarrsitz.
Das Schulhaus wurde im Jahr 1834 neu erbaut und enthält außer dem Schulzimmer auch noch die Gelasse für den Gemeinderath. An der Schule unterrichtet ein Schulmeister. In den Schulgelassen wird auch Industrieunterricht ertheilt. Seit dem Jahr 1849 ist in Neunthausen für die jüngere Schülerklasse von Hopfau und Neunthausen eine eigene Schule und Lehrerwohnung im oberen Stock des öffentlichen Waschhauses eingerichtet, an der ein Lehrgehilfe den Unterricht ertheilt. Der Schulmeister wohnt in einem der Gemeinde gehörigen Gebäude.
Ein Armenhaus ist vorhanden.
Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 11 laufende Brunnen und überdieß fließt die Glatt mitten durch den Ort; sie hat einen raschen Lauf, tritt häufig aus ihrem steinigten Bett und verwüstet die in ihrer Nähe gelegenen Äcker und Wiesen. Das klare Flüßchen, auf
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Sulz. Karl Aue, Stuttgart 1863, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Sulz.djvu/189&oldid=- (Version vom 1.8.2018)