früher bestanden, nunmehr meist eingegangen sind. In der Vorstadt Bühl und Loch, wie auch bei der Ziegelhütte, bestehen ebenfalls zwei nie versiegende treffliche Brunnen, die jedoch ihr Wasser nicht von dem künstlichen Wasserwerk erhalten. An der westlichen Seite des Orts befindet sich ein Feuersee, die sog. Leimengrube. Die Markung ist im Allgemeinen wasserarm mit Ausnahme des Bettenhauser Thals, in welchem der sog. Zitzmannsbrunnen der bedeutendste ist und dessen Wasserkraft zum Treiben des Rads an dem Wasserwerk benützt wird. Periodisch fließende Brunnen sind mehrere vorhanden.
Die im Allgemeinen fleißigen Einwohner befinden sich in ziemlich guten Vermögensumständen. Der vermöglichste Bürger besitzt gegenwärtig 120 Morgen Felder, der sog. Mittelmann 18–20 Mrg. und die Unbemittelten 2–3 Morgen. Unterstützung von Seiten der Gemeinden genießen etwa 20 Kinder. Die ländliche Tracht und Sitte hat sich hier noch unverdorbener erhalten als in vielen Dörfern. Eine löbliche Sitte ist, daß die jungen Leute sich Sonntag und Feiertag in den Abendstunden vor der Stadt an dem sogenannten Zollstock versammeln und gemeinschaftlich Volkslieder absingen; später trennt sich das Häuflein und zieht parthienweise Arm in Arm singend durch die Stadt. Die Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht. Die Gewerbe sind nicht bedeutend und dienen meist nur den örtlichen Bedürfnissen; früher bestanden zwei Erzwaschen und gegenwärtig wird von Einzelnen noch Bohnerz und Grunderz auf den Feldern gesammelt.
Die Stadt hat das Recht, alljährlich vier Vieh- und Krämermärkte abzuhalten, auf denen übrigens außer dem Viehhandel wenig Verkehr stattfindet.
Die ausgedehnte Markung hat, mit Ausnahme der Gehänge gegen das Heimbach-, Bettenhauser- und Dobelbach-Thal, eine ziemlich ebene Lage und im Allgemeinen einen fruchtbaren Boden, der reichlichen Ertrag an Feldfrüchten und Futter liefert; er besteht meist aus den Zersetzungen des Hauptmuschelkalks, dem nicht selten eine Bedeckung von Lehm, mit Grunderz gemengt, zukommt, welch letzterer eine reichliche Düngung bedarf. Im Bettenhauser Thälchen befindet sich ein Tuffsteinbruch.
Wegen der hohen Lage ist die Luft etwas scharf, jedoch gesund, und feinere Gewächse, wie Gurken, Bohnen etc. gedeihen noch; sogar die Traube reift in ganz günstigen Jahren an Kammerzen. Frühlingsfröste schaden öfters, während Hagelschlag zu den Seltenheiten
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Sulz. Karl Aue, Stuttgart 1863, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Sulz.djvu/168&oldid=- (Version vom 1.8.2018)