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der zu Straßenmaterial benützt wird; früher wurde auch Gyps auf der Markung gewonnen und im Ort gemahlen.

Die Luft ist ziemlich mild, übrigens häufig nebelig; die Ernte tritt gewöhnlich Anfangs August ein. Hagelschlag kommt nicht häufig vor, indem der östlich vom Ort gelegene Dickeberg eine Wetterscheide bildet. Auf der Hochebene dieses Bergs genießt man eine ausgebreitete Aussicht an die Alp, über den Schwarzwald, in das Gäu bei Herrenberg und über den Schönbuch.

Die Einwohner sind in körperlicher Beziehung gerade nicht bevorzugt, etwas klein, mager und von blasser Gesichtsfarbe, jedoch im Allgemeinen kräftig. Der Kretinismus hat gegen früher sehr abgenommen, vermuthlich in Folge der größeren Reinlichkeit, auf welche in neuerer Zeit von Seiten der Ortsbehörde gedrungen wurde, die hauptsächlich auch für die Verbesserung der früher nicht selten morastigen und sumpfigen Ortsstraßen sorgte. Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind nicht ungünstig und die Gemeinde gehört zu den besseren im Bezirk. Der vermöglichste Bürger besitzt 50 Mrg. Felder und 10 Morgen Waldungen, der sog. Mittelmann 25 Mrg. Felder, 2–3 Morgen Waldungen und die Minderbemittelten immer noch 1–2 Morgen. Die Haupterwerbsmitteln sind Feldbau und Viehzucht, während die Gewerbe, mit Ausnahme der schon angeführten 2 Mühlen, 2 Schildwirthschaften und 1 Kramladen, einiger Weber und Schuster, eine untergeordnete Rolle spielen.

Die Landwirthschaft wird unter Anwendung verbesserter Ackergeräthe mit vielem Fleiß betrieben; neben dem gewöhnlichen Dünger und der Hallerde benützt man mit großer Sorgfalt die Jauche, zu deren Gewinnung die Düngerstätten zweckmäßig angelegt sind. Die Dreifelder-Wirthschaft, von der man jedoch allmählig abweicht, ist immer noch die allgemeinste. Außer den gewöhnlichen Cerealien baut man vorzugsweise in der zu 3/4 angeblümten Brache noch Kartoffeln, Futterkräuter, ziemlich viel Reps, Flachs und Hanf. Waizen wird sehr viel gebaut, während der Anbau des Dinkel sich mehr und mehr vermindert. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens Acker beträgt an Dinkel 5–10 Scheffel, an Weizen 4–6 Scheffel, an Gerste 4–5 Schffl., an Haber 4–6 Schffl. und an Roggen 3–4 Scheffel. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 20 bis 500 fl. Von den erzeugten Getreidefrüchten werden jährlich 200 Schffl. Waizen, 200 Schffl. Haber und 30 Scheffel Gerste meist auf der Schranne in Sulz abgesetzt.

Die Wiesen sind sehr gut, 2–3mähdig und können theilweise

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Sulz. Karl Aue, Stuttgart 1863, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Sulz.djvu/141&oldid=- (Version vom 1.8.2018)