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Der Rindviehstand besteht im Allgemeinen aus einer gewöhnlichen Landrace, die jedoch schon seit längerer Zeit durch Kreuzung mit Simmenthaler, zuweilen auch mit Holländerrace merklich veredelt und verbessert wurde. Einen besonders schönen Viehstand trifft man in der Oberamtsstadt, in Bergfelden, Bickelsberg, Boll, Dornhan, Leidringen, Mühlheim, Renfrizhausen, Rosenfeld, Rothenzimmern, Sigmarswangen, Vöhringen etc. Auch auf den Gütern Kirchberg und Geroldseck ist sehr schönes Vieh aufgestellt. Die Farrenhaltung geschieht theils von den Gemeinden, theils von einzelnen Bürgern Namens der Gemeinden.

Der Handel mit Vieh ist im Allgemeinen, namentlich auf benachbarten Märkten, nicht unbeträchtlich; auch in das Großherzogthum Baden wird ziemlich viel Vieh abgesetzt.

Die Schafzucht ist nur in der Oberamtsstadt von Bedeutung, in den übrigen Orten aber, mit wenigen Ausnahmen, ohne Belang. In den meisten Orten werden die Schafe von den Ortsbürgern gehalten und nur auf einzelnen Markungen lassen fremde Schäfer gegen Pachtweidegeld ihre Heerden laufen. Die größeren geschlossenen Güter, wie Geroldseck, Kirchberg, Weiherhof und Bernstein haben eigene Zucht-Schäfereien. Der Bezirk besaß im Jahre 1852 53 spanische, 5730 Bastard- und 3693 Landschafe, zusammen 9476 Stücke. Die Wolle wird, mit wenigen Ausnahmen, auf dem Wollenmarkt in Sulz abgesetzt und der Abstoß der Schafe geschieht theilweise nach Baden, Frankreich und der Schweiz.

Die eigentliche Zucht der Schweine ist ganz unbedeutend, indem kein Ort des Bezirks selbstgezogene Ferkel nach Außen verkauft, dagegen sämmtliche Orte die meisten oder alle Ferkel von Außen beziehen und sie theils für den eigenen Bedarf, theils zum Verkauf nachziehen und mästen. Man kauft theils von Nachbarorten, theils von Händlern entweder Landschweine oder die sog. badische, baierische, rheinbaierische, Murgthaler Racen etc. auf. Die Zahl der am 1. Januar 1862 vorhandenen Schweine betrug 3084, unter denen sich 8 Eber und 61 Mutterschweine befanden.

Die Ziegenzucht ist ziemlich beträchtlich und in einzelnen Orten im Zunehmen begriffen, indem sie ein Surrogat für die Rindviehzucht bildet. Die Oberamtsstadt, welche viele steil gelegene Ödungen besitzt, hat eine ziemlich ausgedehnte Ziegenzucht; auch in den Orten Aistaig, Bettenhausen, Hopfau, Leinstetten, Sterneck, Unter-Brändi und Wälde werden ziemlich viel Ziegen gehalten. Im Januar 1862 waren 993 Stücke Ziegen im Bezirke.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Sulz. Karl Aue, Stuttgart 1863, Seite 060. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Sulz.djvu/060&oldid=- (Version vom 1.8.2018)