alberne, zum Theil auch unzüchtige Gespräche, weshalb dieses Fest allmählich abgeschafft wurde. Auch bei den Handwerkern waren Zunftgebräuche herkömmlich und noch 1721 wurde bei Ledigsprechung eines Schreinerjungen die sogenannte Schreinertaufe, verbunden mit einer, zuweilen sehr anstößigen Schreinerpredigt, vorgenommen.
In Sulz bestand früher das sog. Papier-Springen, an welchem die schulpflichtigen Kinder bis zum 14. Jahr Papier für Rechnung der öffentlichen Kassen erhielten. Die Kinder bewegten sich in einem Zuge, mit der Kirchenmusik voran, von der Schule auf den Wörth, eine Insel im Neckar unterhalb der Stadt. Dieses Kinderfest besteht noch als Maienfest mit dem Unterschied, daß statt des Papiers seit 1816 Geld ausgetheilt und seit 1830 das Fest in einem städtischen Walde unterhalb der Burg Geroldseck abgehalten wird.
Unter den Volksspielen ist das Kegelschieben noch am üblichsten.
Über die sog. Weiberzeche in Mühlheim s. die Ortsbeschreibung.
Die Volkstracht hat sich, mit Ausnahme der beiden Städte Sulz und Rosenfeld, in den meisten Orten noch ziemlich gut erhalten und nähert sich in dem nordwestlichen Theil des Bezirks der Schwarzwäldertracht; daselbst, wie in Dornhan und der Umgegend, tragen die Männer den breitkrämpigen Hut (Schlapphut), einen tuchenen Rock von meist blauer Farbe, mit kurzer Taille, mit großen, platten, übereinander greifenden, weißen Metallknöpfen; nur an der Taille stehen die Knöpfe auffallend weit von einander und zwischen denselben ist ein Dessin von heller Seide eingesteppt. Die Westen sind von dunklem Manchester oder Tuch mit platten kleinen Knöpfen und wie auch die Röcke grün ausgeschlagen. Die aus schwarzem Leder oder Zeug gefertigten Hosen werden kurz getragen nebst weißen Strümpfen und Laschenschuhen. Die ledigen Bursche tragen in neuerer Zelt statt dem Rock häufig das tuchene Wamms und statt dem Hut die verbrämte Mütze. Das weibliche Geschlecht trägt das wohl kleidende deutsche Häubchen und über demselben den zierlichen, gelben Strohhut mit schwarzgefärbten Strohschnüren und Rosetten, dunkle Kittelchen, oder wenn dieses fehlt, weite reich gefältelte Hemdärmel, ein schwarzes Goller mit hellblauer, zuweilen rother, ziemlich breiter Einfassung oder vorne blau und hinten roth eingefaßt, vielgefältelte, schwarze oder blaue Wilflingröcke, an den Hüften Bäuste, dunkle Schürze mit rothen oder hellblauen Bändern, weiße Strümpfe und Schuhe. Die Weiber haben meist eine etwas einfachere, dunkle Kleidung. Die Tracht in Aistaig und Weiden nähert sich etwas der
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Sulz. Karl Aue, Stuttgart 1863, Seite 043. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Sulz.djvu/043&oldid=- (Version vom 1.8.2018)