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bei allen torpiden Subjecten, welche öftere Anwendung des Katheters erheischt.

Uterincoliken und Menstruationsanomalieen kommen öfters zur Beobachtung, meist mit Bleichsucht und hysterischen Leiden combinirt.

Das seltene Vorkommen der Syphilis, welche fast nur aus der Fremde eingeschleppt sich findet, macht dem Bezirke alle Ehre.

Rhachitis und Scrophulose kommen auf einzelne Orte beschränkt und auch dann nur sporadisch vor.

Krebsleiden sind selten.

Von Hautkrankheiten kommen außer den oben erwähnten (Variola, Morbilli, Erysipelas) am häufigsten vor: Eczema, namentlich acutum Faciei, Nesselsucht; Herpes labio-nasalis (besonders bei Lungenentzündungen, wo dem Ausschlag eine sehr gute prognostische Bedeutung zukommt) und Friesel bei fieberhaften Krankheiten aller Art (Febris gastrica, rheumatica, nervosa, Puerperalerkrankungen, Pneumonie etc.

Die Krätze ist nicht selten im ganzen Bezirke, wenn auch nicht mehr in der Intensität, wie im Jahre 1846 in Leidringen und Rothenzimmern, welche den dermaligen Oberamtsarzt veranlaßte, über diese „Epidemie“ an das Medicinalcollegium zu berichten, und um Verhaltungsmaßregeln zu bitten.

Von Nervenkrankheiten kommt Tetanus, gewöhnlich rheumatischer Natur, zuweilen vor, häufiger Apoplexie, bei Kindern Meningitis.

Neuralgien, namentlich Ischias (nervöses Hüftweh) und Prosopalgie (Gesichtsschmerz) sind nicht selten.

Im Gebiete der Chirurgie ist vor Allem die große Häufigkeit von Unterleibsbrüchen bei beiden Geschlechtern hervorzuheben, was seinen Grund in dem bergigen Terrain und dem Tragen schwerer Lasten findet.

Das geburtshilfliche Fach anlangend, wird die Thätigkeit des Operateurs und Arztes manchfach in Anspruch genommen. Namentlich werden Placenta-Lösungen durch Verwachsung und Einsackung der Nachgeburt in Verbindung mit gewöhnlich sehr gefährlichen Blutungen häufig erfordert. Auch Abortus und Frühgeburt sind ziemlich gewöhnliche Vorkommnisse.

Störungen des Wochenbetts werden meistens bedingt durch unvernünftige Diätetik und sonstige Versündigungen gegen die Vorschriften des Arztes, und nehmen nicht selten einen ungünstigen Verlauf.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Sulz. Karl Aue, Stuttgart 1863, Seite 041. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Sulz.djvu/041&oldid=- (Version vom 1.8.2018)