Rheumatismus acutus, wie sie auch in andern seltenen Fällen, im Gefolge von Chlorose und Menstruationsanomalieen auftreten.
Erysipelatöse Krankheitsformen sind ungemein häufig, in erster Linie Gesichtsrose, fast immer gutartig verlaufend, Carbunkel und Furunkel.
Mandelentzündungen sehr hohen Grades, welche rasches Eingreifen durch Scarification oder Excision erheischen, gehören nicht zu den Seltenheiten. Im Verlauf des Jahres 1862 herrschte die Parotitis (Wochentölpel) in hohem Grade unter Kindern und Erwachsenen epidemisch.
Von Krankheiten des Darmtractus sind – abgesehen von gastrischen etc. Fiebern – am häufigsten: acuter und chronischer Magen- und Darmcatarrh, Cholera nostras und Brechruhr der Kinder in den Sommermonaten (letztere fordert jährlich etliche Opfer), ferner Magenkrampf, Colik und Brustfellentzündung, weniger bedingt durch climatische Einflüsse, als durch fehlerhafte Ernährung und ungesunde unpassende Diätetik im kranken Zustande. Dahin gehört der häufige Genuß von Speck, Kartoffeln, schlechtem Schwarzbrod, Krautwasser etc. Letzteres wird z. B. in der Umgebung Rosenfelds als unfehlbar bei Colik angewendet, und hat sicher schon manche tödtliche Peritonitis herbeigeführt. Tympanitis abdominis (Auftreibung des Unterleibes durch Gase) gesellt sich gerne zu gastrischen Fiebern, Colik und Peritonitis.
Die Ruhr herrschte epidemisch, 1835 in Bergfelden, Renfrizhausen und Wittershausen, 1836 in Hopfau, Dürrenmettstetten und Neunthausen, 1837 in Weiden, Geroldsweiler, Leidringen, 1838 in Vöhringen, 1859 in Sulz.
Blutbrechen kommt nur in seltenen Fällen vor.
Bauch-, Brust- und Hautwassersucht machen den gewöhnlichen Beschluß von chronischen Lungen- und Herzkrankheiten; seltener ist Bright’sche Nierenentartung die Ursache davon.
So selten der Bandwurm sich findet (trotz des häufigen Genusses von rohem Speck fast nur bei Metzgern und deren Familien), so spielen hingegen Spuhl- und auch Madenwürmer (Ascaris lumbricoides und Oxyuris vermicularis) bei Kindern und Erwachsenen eine Rolle, wie vielleicht in keinem andern Bezirke des Landes. Die Fälle sind nicht selten, daß auf einige Gaben Santonin 30–60 Ascariden entleert werden, oder spontan ein halbes Dutzend derselben erbrochen wird.
Gelbsucht und Zuckerharnruhr sind selten; häufiger Blasenlähmung
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Sulz. Karl Aue, Stuttgart 1863, Seite 040. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Sulz.djvu/040&oldid=- (Version vom 1.8.2018)