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alt und rührt noch von einer früher im romanischen Style erbauten Kapelle her; in diese Giebelseite war oben ein römisches Bildwerk, die Diana vorstellend, eingemauert, welches im Jahr 1857 dem K. Antiquarium zu Stuttgart einverleibt wurde. Die Unterhaltung des Pfarrhauses hat der Staat. Das unfern des Pfarrhauses auf Ottenhauser Grund stehende, sehr ansehnliche Schulhaus, welches im Jahr 1830 auf Kosten der Gemeinde erbaut wurde, enthält neben 2 geräumigen Lehrzimmern die Wohnung des Schulmeisters und des (noch weiter an der Schule angestellten) Lehrgehilfen. Neben der Volksschule besteht eine Industrieschule.

Außer diesen öffentlichen Gebäuden sind noch im Besitz der Gemeinde: ein altes Rathhaus, eine Kelter mit 3 Bäumen, 2 öffentliche Mosttrotten und ein in Rudmersbach vorhandenes Waschhaus.

Am westlichen Ende des Dorfs steht frei das Rudmersbacher Schloß, an den ein weit gedehnter ummauerter Schloßgarten grenzt: das nun in eine Privatwohnung umgewandelte Gebäude steht auf dem Grund der ehemaligen, großartigen Ritterburg, und wurde nach einer über dem Eingang in das die Wendeltreppe enthaltende Thürmchen angebrachten Inschrift von Sebastian Schener von Straubenhardt und seiner Gemahlin Maria Barbara Schenerin von Straubenhardt, geb. Gaisspitzheim, im Jahr 1598 erbaut. Von diesem Straubenhardt gieng es in verschiedene Hände über. In den letzten hundert Jahren waren Besitzer Geh.-Rath Freih. von Palm in Karlsruhe 1759–1788, dessen Neffe Carl Christ. Heinr. Freih. v. Senckenberg 1788–1833, des letzteren Neffe Friedr. Carl Freih. v. Döring 1833–1836, darauf Gottlob Braun Pharmaceut; von diesem gelangte es über noch ein Paar vorübergehende, bürgerliche Besitzer, an den gegenwärtigen Benzinger.

Der Ort wird durch 7 laufende – und 4 Zugbrunnen hinreichend mit Trinkwasser versehen; übrigens liefert nur der beinahe in der Mitte des Orts gelegene Gaisbrunnen ganz gutes und frisches Wasser. Der Krähenbach, auch Kühlbach genannt, welcher jedoch in trockenen Jahrgängen nicht selten ganz vertrocknet, fließt der Länge nach durch den Ort; ein kleiner Weiher befindet sich im ehemaligen Schloßgarten.

Die Einwohner, welche nicht selten von Entzündungskrankheiten und Epidemieen heimgesucht werden, sind im Allgemeinen fleißig, gutmüthig und zeigen viel kirchlichen Sinn; obgleich viele Familien in ihren Vermögensumständen zurückgekommen sind, so gehört doch der Ort zu den besseren des Bezirks. Der größte Güterbesitz beträgt

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_211.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)