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ist ausgedehnt und liefert ein sehr nahrhaftes Futter; die Wiesen, denen größtentheils Wässerung zukommt, sind zwei-, zuweilen dreimähdig und nur die in den engen Waldthälern gelegenen erlauben keinen zweiten Schnitt. Die zweimähdigen ertragen pr. Morgen 50–60 Cent., die einmähdigen 15–20 Cent. Futter. Die Preise eines Morgens bewegen sich von 50–1200 fl.

Der durchgängig auf dem Todtliegenden betriebene Weinbau, welcher sich vorzugsweise mit Weißelblingen und etwas Trollingern beschäftigt, findet nur in sehr untergeordnetem Verhältnisse statt und liefert einen zwar angenehmen, aber nicht haltbaren sog. Schiller, der 1846 um 30–40 fl., 1855 um 60 fl. pr. Eimer verkauft wurde. Die Preise eines Morgens Weinberg bewegen sich von 160–400 fl.

Die Obstzucht ist sehr ausgedehnt und nimmt über die Hälfte der für den Feldbau benützten Fläche ein; man pflanzt meist Winterrosenstreifling, St. Johannisäpfel, Plätscherling, Mußäpfel, Pfaffenbirnen, Kernbirnen, Wadelbirnen, Grunbirnen, Zwetschgen und Kirschen; in neuerer Zeit werden auch viele feine Tafelobstsorten gezogen. Schön wüchsige Nußbäume sind viele vorhanden. Eine Obstbaumschule ließ die Gemeinde im Jahr 1855 anlegen, auch schickte sie einen jungen Mann zur Erlernung der Obstbaumzucht nach Hohenheim, der nun mit gutem Erfolg sein Geschäft im Ort betreibt. Das Obst, welches sehr gerne gedeiht, wird im Ort verbraucht; und nur Nüsse und Kastanien kommen nach Außen zum Verkauf.

Die Gemeinde besitzt 3951 Morgen und die Stiftungspflege 3833/8 Morgen Waldungen, in welchen die Weißtannen, zuweilen mit Eichen, Buchen etc. gemengt vorherrschen und welche von einem aufgestellten Gemeindeförster rationell bewirthschaftet werden. Aus den Gemeinde-Waldungen werden jährlich etwa 1400 Klafter, und in den Stiftungswaldungen etwa 188 Klafter meist als Nutzholz geschlagen. Das Holz aus den Stiftungswaldungen wird verkauft und sichert der Stiftungspflege eine jährliche Rente von 2000–2500 fl.; das Holz aus den Gemeindewaldungen wird theils als Stammholz an die Bürger abgegeben, so daß jeder jährlich einen Werth von 60–80 fl. erhält, theils verkauft, was der Gemeindekasse 6–7000 fl. jährlich einträgt. Als Nebennutzungen sind zu nennen: Eicheln, Bucheln, zahme Kastanien, Weide, Laubstreu, Heidelbeere, Himbeere, Erdbeere, Preiselbeere etc. An den Bächen sind meist Weiden gepflanzt, die zum Korbflechten benützt werden. Die mit Eichen ausgepflanzten Weideplätze werden von den Einwohnern für Rindvieh und Schweine gegen Bezahlung des Hirtenlohns benützt.

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_201.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)