Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

die ehemalige Klostermühle mit 3 Mahlgängen und einem Gerbgang, und einzelne andere Privaten gehörige Gebäude.

Die geräumige Pfarrkirche, ehemalige Klosterkirche, gehört drei verschiedenen Bauperioden an, indem sie im Laufe der Zeit mehrfache Veränderungen erlitt. Die ursprünglich im romanischen Styl dreischiffig erbaute Kirche wurde später in den germanischen geändert, namentlich ist derselben der mit einem halben Achteck schließende und mit Streben versehene Chor angesetzt worden, während ohne Zweifel an dem Langhause noch Manches der früheren Kirche beibehalten wurde, – hiefür sprechen einzelne Reste aus der romanischen Periode an dem östlichen Ende des Langhauses und an den zwei sogen. Seitenhallen zwischen Langhaus und Chor, die mit ihren Kreuzgewölben unstreitig nichts anderes, als Überbleibsel der ehemaligen Seitenschiffe sind. Im Jahr 1739 erlitt die Kirche eine durchgreifende, jedoch nicht zu ihrem Vortheil ausgefallene Veränderung, indem das Langhaus in einem modernen Rundbogenstyl neu erbaut wurde; der schön ausgeführte Chor mit seinen edel gehaltenen, germanisch gefüllten Spitzbogenfenstern blieb stehen und die Seitenschiffe sind bis auf die oben angeführten Reste weggenommen worden. Das Innere des Langhauses hat wie das Äußere desselben keinen architektonischen Werth, dagegen enthält der Chor ein schön construirtes Netzgewölbe, dessen Schlußsteine in der Richtung von Westen nach Osten folgende Darstellungen enthalten: 1) die Eberstein’sche Rose, 2) das Wappen von Herrenalb und 3) den Schutzpatron der Kirche.

Der Chor bewahrt mehrere Grabdenkmale von früheren Äbten und in den Chorfenstern sind einige Glasgemälde eingelassen. In der Bogenöffnung der nördlichen Seitenhalle befindet sich das meisterhaft in germanischem Styl gearbeitete Grabdenkmal des Markgrafen Bernhard I. von Baden, der 1431 starb; dasselbe ist aus rothem Sandstein in Form eines Sarkophags, auf dem der Markgraf in voller Rüstung ruht, ausgeführt. Die beiden Langseiten des Sarcophags sind mit blinden germanischen Fensterzierden geschmackvoll ausgefüllt und am oberen Rande ist folgende Umschrift angebracht: „Anno Domini 1431 tercio nonas Maji obiit illustris princeps Bernhardus Marchio de Baden.“ Die an dem Grabmal angebrachten Sculpturen stellen den heil. Jacobus, die heil. Maria, Barbara, Catharina etc. vor, und in dem Spitzbogen, der sich hoch über dieses Paradebett erhebt, laufen an den beiden Kanten zwei schöne Reihen germanischen Laubwerks. Der Markgraf ist übrigens nicht in Herrenalb, sondern in der Stiftskirche zu Baden beigesetzt, und das Denkmal scheint bei dem ersten Umbau der Kirche demselben zu

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_170.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)