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ausgehen. Die beiden Schlußsteine des Gewölbes stellen Wappenschilde vor. Die Unterhaltung der Kirche, wie des Begräbnißplatzes, liegt der Gemeinde ob. Zu der Kirche wurde früher gewallfahrtet.

Das im Jahr 1847 neu erbaute Rath- und Schulhaus enthält, außer den Gelassen für den Gemeinderath, 2 Lehrzimmer nebst den Wohnungen des Schulmeisters und des Lehrgehilfen.

Gutes Trinkwasser liefern 1 laufender und 5 Schöpfbrunnen, die übrigens in trockenen Jahrgängen, mit Ausnahme von 2 Schöpfbrunnen versiegen, wodurch sich die Wassermenge vermindert, übrigens nie wirklicher Wassermangel eintritt.

Wegen der hohen, freien Lage ist das Klima ziemlich rauh und Frühlingsfröste schaden öfters dem Obst und dem Wintergetreide. Hagelschlag gehörte früher zu den Seltenheiten, ist aber in neuester Zeit (1853 und 1855) vorgekommen; der bei Engelsbrand gelegene Sauberg bildet eine Wetterscheide.

Der Boden der verhältnißmäßig ziemlich großen, übrigens über die Hälfte mit Wald bestockten, meist gegen Norden abhängigen Markung, ist bei reichlicher Düngung ziemlich fruchtbar und besteht aus einem mit Humus gemengten Sand, dem in geringer Tiefe der bunte Sandstein als Unterlage dient. Die nöthigen Bausteine werden von den los herumliegenden Trümmergesteinen gewonnen und früher wurde auch in dem sog. Rippberg auf Erz gebaut.

Die im Allgemeinen körperlich kräftigen Einwohner sind einfache, friedfertige Leute, die sich mit vielem Fleiße durch Feldbau und Viehzucht ihr Auskommen sichern; die minder Bemittelten, welche die Mehrzahl bilden, arbeiten als Holzmacher in den umliegenden Waldungen oder als Taglöhner, wozu das nur 2 Stunden entfernte Pforzheim viele Gelegenheit bietet. Von den Gewerben sind außer den gewöhnlichsten Handwerkern, 2 Schildwirthschaften und 2 Personen zu nennen, die Floßweiden in großer Ausdehnung zubereiten. Die Köhlerei ist bedeutend und mit Kohlen und Holz wird ein lebhafter Handel, besonders in das Badische getrieben.

Im Einzelnen beträgt der ausgedehnteste Grundbesitz 70 Morgen (mit Einschluß von 40 Morgen Waldungen), der mittlere 15 bis 20 Morgen und der geringste und häufigste 2–4 Morgen. Das Sammeln von Waldbeeren gewährt ärmeren Familien Verdienst und Auskommen auf Monate lang.

Die Landwirthschaft, der übrigens der Mangel an Futter und Streu entgegen steht, wird mit allen zu Gebot stehenden Mitteln, wie durch Anwendung verbesserter Ackergeräthe, Ankauf von Futter, Stroh, Düngungsmitteln (Asche, Gyps) mit Fleiß und Umsicht betrieben;

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_165.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)