Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

führen eine einfache, zum Theil karge Lebensweise; ihre Nahrungsquellen sind Feldbau, Viehzucht, einiger Holzhandel und besonders Taglohnarbeiten im Walde. Der vermöglichste Bürger besitzt 40 Morgen Güter, der sogenannte Mittelmann 4–8 Morgen und die minder Bemittelten sind meist noch im Besitz von 1–2 Morgen. Etwa 200 fl. Armenunterstützungen werden alljährlich von der Gemeinde gereicht.

Was die Gewerbe betrifft, so sind außer den nöthigsten Handwerkern 3 Schildwirthschaften, 3 Krämer, eine Mühle und 4 Sägmühlen vorhanden.

Die große Markung, von der übrigens verhältnismäßig nur ein kleiner, rings mit weitgedehnten Waldungen umgebener Theil für den Feldbau benützt wird, hat einen unfruchtbaren, selten über 1′ tiefen, leichten Sandboden, dessen Unterlage der bunte Sandstein bildet; an einzelnen Stellen kommt Lehm vor, der auch aus einer beträchtlichen Grube gewonnen wird.

Das Klima ist sehr rauh und der mächtige Schneemassen bringende Winter dauert in der Regel von Mitte Octobers bis Anfang Mais; schädliche Frühlingsfröste sind häufig, dagegen gehört Hagelschlag zu den Seltenheiten, indem der Ort selbst eine Wetterscheide bilden soll.

Die früher wegen der umfangreichen Waldgeschäfte vernachläßigte Landwirthschaft wird in neuerer Zeit fleißiger betrieben und dem düngerbedürftigen Boden mittelst des gewöhnlichen Stalldüngers und der Jauche, welche man theilweise in zweckmäßig angelegten Düngerstätten gewinnt, nachgeholfen; übrigens ist das Brennen der Felder nebenbei noch üblich. Bei dem Feldbau ist die Wechselwirthschaft eingeführt und nur zuweilen bleiben einzelne Güterstücke in der Brache liegen; der Anbau beschränkt sich hauptsächlich auf Hafer und Kartoffeln, etwas Roggen, sehr wenig Dinkel und Gerste. Der Kleebau ist wegen des rauhen Klima’s und des leichten Bodens ganz unbedeutend; von Handelsgewächsen wird Flachs für das eigene Bedürfniß, auch etwas Hanf und Reps gebaut. Bei einer starken Aussaat beträgt der Ertrag eines Morgens an Hafer 6–7 Scheffel und an Roggen 21/2–3 Scheffel. Die Felderzeugnisse reichen übrigens für das eigene Bedürfniß nicht hin, daher noch Früchte etc. von Außen aufgekauft werden müssen. Die Ackerpreise bewegen sich von 80 bis 200 fl. pr. Morgen. Von den beinahe durchgängig wässerbaren, meist zwei-, wegen mooriger Beschaffenheit des Bodens zuweilen nur einmähdigen Wiesen, ertragen die besseren im Durchschnitt 25–30 Cent. Heu und 10–15 Cent. Öhmd; die Preise derselben waren früher

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_142.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)