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doch so spärlich fließen, daß zuweilen das Wasser aus der Enz geholt werden muß. Der Ablauf dieser Brunnen bildet den Bachrausch, welcher sich nach 1/4stündigem Lauf mit der Enz verbindet. Ein Feuersee besteht im Ort.

Die natürlichen Verhältnisse gehören zu den günstigeren des Bezirks, indem die ziemlich große, jedoch beinahe zur Hälfte mit Wald bestockte Markung, im Allgemeinen einen fruchtbaren, theils sandigen, theils Lehm, Kieselerde und Kalk-haltigen Boden hat, dem entweder der bunte Sandstein, oder die dolomitischen Wellenkalke und Mergel, wie die Anhydritgruppe zur Unterlage dienen. Zuweilen treten diese Unterlagen, namentlich die dolomitischen Wellenkalke der Oberfläche sehr nahe und liefern minder ergiebige Bodenverhältnisse. Die Luft ist wegen der hohen Lage rein, jedoch etwas scharf, dessen ungeachtet begünstigt das Klima das Gedeihen der feineren Gewächse und nicht nur die Obstkultur, sondern auch der Weinbau haben hier eine passende Stelle gefunden. Frühlingsfröste sind häufig, dagegen gehört Hagelschlag zu den Seltenheiten.

Die Einwohner sind kräftige, gesunde, in ihrer Lebensweise äußerst einfache Leute, die sich durch großen Fleiß auszeichnen, welcher in der Gegend sogar sprichwörtlich geworden ist. Der begütertste Bürger besitzt 24 Morgen, der sogenannte Mittelmann 8–10 Morgen und die Geringeren haben immer noch einen Besitz von 1/2–3 Morgen. Die Haupterwerbsmittel bestehen in Feldbau, etwas Weinbau und Viehzucht; viele Unbemittelte finden in den Fabriken zu Pforzheim Arbeit und Verdienst, In Birkenfeld ist geboren M. Martin Kügelin, welcher 1520 Rektor der Universität Tübingen war. Sein Bildniß hängt auf dem Rathhaus.

Die Landwirthschaft wird im Allgemeinen gut betrieben und die meist eben gelegenen Felder werden durch gewöhnlichen Dünger, die Jauche und den Gyps zu verbessern gesucht. Zweckmäßige Düngerstätten finden immer mehr Eingang, dagegen will der deutsche Wendepflug neuen verbesserten Pflügen nicht weichen. Im System der Dreifelderwirthschaft mit zu 2/3 angeblümter Brache baut man die gewöhnlichen Cerealien, darunter vorzugsweise Dinkel und Hafer; in der Brache kommen sehr viele Kartoffeln, dreiblättriger Klee, Luzerne, Esper, Angersen etc. zum Anbau. Bei einer Aussaat von 7 Sri Dinkel, 4 Sri. Hafer, 31/2 Sri. Gerste und ebenso viel Roggen, wird ein durchschnittlicher Ertrag von 6 Scheffel Dinkel, 4 Scheffel Hafer, 31/2 Scheffel Gerste und 21/2 Scheffel Roggen pr. Morgen erzielt. Die durchgängig zweimähdigen Wiesen, welche theilweise bewässert werden können, sind gut und ertragen per Morgen 25 bis

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_125.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)