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zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts neu erbaut und befindet sich in gutem Zustande. Neben dem Rathhaus steht das mit Thürmchen und Uhr versehene Schulhaus; in demselben befindet sich ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters. Seit 1850 besteht auch eine Industrieschule. Ein Gemeinde-Waschhaus befindet sich im Ort und eine Gemeinde-Kelter mit einem Baum außerhalb desselben.

Der Ort hat Überfluß an nie versiegendem gutem Quellwasser, das vier laufende und ein Pumpbrunnen liefern; überdieß entspringt aus mehreren Quellen im und am Ort der Arnbach, der jedoch in ganz heißen Sommern vertrocknet. Im Ort ist eine Wette angelegt und nördlich von Arnbach bestand ein Weiher, der längst in Wiesengrund umgewandelt wurde.

Die im Allgemeinen geordneten und sehr emsigen Einwohner befinden sich in erfreulichen Vermögensumständen; ihre Haupterwerbsquellen sind der Feldbau, namentlich die Obstzucht und der Handel mit Holz. Arme, die einer Unterstützung von Seiten der Gemeinde bedürftig wären, befinden sich nicht unter den Einwohnern, vielmehr können Mehrere einen Theil ihres Getreides verkaufen. Der größte Güterbesitz beträgt 18–20 Morgen, der mittlere 6–8 Morgen, und der geringste 1/4–1 Morgen. Die Güterparcellen sind mit wenig Ausnahmen nur 1/41/2 Morgen groß. Der für den Feldbau benützte Theil der mittelgroßen, ziemlich eben gelegenen Markung ist im Verhältniß zur Zahl der Einwohner zu klein, daher dieselben viele Güter auf angrenzenden Markungen anzukaufen genöthigt waren.

Der Boden, aus den Verwitterungen des bunten Sandsteins bestehend, ist ein leichter, Dünger bedürftiger Sandboden. Das Klima wie in dem Mutterort (s. die Ortsb. von Gräfenhausen). Die Landwirthschaft wird emsig betrieben und einzelne Bürger gehen mit gutem Beispiel voran; im Allgemeinen ist der Zustand derselben wie in dem Mutterort, nur der Ertrag der Felder, der zu 5–6 Scheffel Dinkel, 4–5 Scheffel Gerste, 3 Scheffel Roggen und 4–5 Scheffel Hafer pr. Morgen angegeben wird, ist etwas geringer.

Die 2–3mähdigen, meist wässerbaren Wiesen ertragen pr. Morgen 30–40 Centner Futter. Der Weinbau, welcher in der gleichen Weise wie in Gräfenhausen betrieben wird, ist von keinem Belang und wird hauptsächlich von dem weiblichen Geschlecht besorgt; die Weinberge liegen auf den Markungen Ottenhausen und Ober-Niebelsbach. Die Preise der Äcker, Wiesen und Weinberge sind denen in dem Mutterort gleich.

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_114.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)