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zu dem inneren Schloßhof unterhalb des Querbaues, zeigt großartige, wiewohl geschmacklose Verzierungen. Über demselben ist die Jahrszahl 1658 angebracht, welche ohne Zweifel die Zeit der Erneuerung des Schlosses angibt. Von dem inneren Schloßhof führt ein mit einigen Ornamenten versehener spitzbogiger Eingang in den nördlichen Schloßflügel, ebenso ist der Eingang des Thürmchens, welches die Wendeltreppe zu dem südlichen Schloßflügel enthält, mit schönem Stabwerk verziert und verräth die spät germanische Periode; über einer weiteren Thüre steht renovirt 1738. Die unteren, zu Stallungen etc. benützten Räume des Schlosses enthalten schön construirte Kreuzgewölbe, so daß sich das höhere Alter der unteren Theile des Schlosses nach diesen noch vorhandenen architektonischen Zeugen leicht wahrnehmen läßt. Im Schloßhof befindet sich ein laufender Brunnen, der reichlich gutes Wasser liefert, das bei Waldrennach gefaßt und zum Schloß geleitet wird; neben demselben ist ein im Renaissancestyl gefaßter Zugbrunnen vorhanden. Die Schloßgebäude sind mit Mauren und Zwinger umgeben, gegen Osten aber, an der einzigen von Natur zugänglichen Seite ist ein tiefer Graben angebracht, der den freien Zugang hinderte. An der Westseite führt der Eingang unter einem Gebäude durch zu dem äußeren Hofraum; die unteren Theile dieses Gebäudes scheinen die Reste eines uralten Thorthurms zu sein, und bestehen aus sehr massigen, aus Buckelsteinen erbauten Grundmauren, denen, nachdem der Thurm abgetragen war, ein hölzernes Stockwerk aufgesetzt wurde; von diesem Thorthurm führte ein rundbogiger Ausgang auf die ehemals mit Umlauf versehenen, nun auch erniedrigten Ringmauren. Die Zwinger sind in freundliche Gärtchen umgewandelt worden, und auf einem der Halbrondelen an der äußeren Mauer prangt ein üppiger Kastanienbaum mit reicher Krone, eine Zierde der ganzen Gegend bildend. Östlich vom Schloß, jenseits des tiefen Grabens lehnt sich der mit einer Mauer umgebene, sehr namhafte, schön und zweckmäßig angelegte Schloßgarten an; nicht nur die Gartenmauren, sondern auch die des Zwingers, wie die an dem Wege zum Schloß sind mit üppigem Epheu dicht umrankt, der als Schmuck von seltener Schönheit erhalten zu werden verdient. Östlich von dem Schloßgarten steht als dachlose Ruine der sogenannte Fruchtspeicher, ein massives Gebäude, das nach der angebrachten Jahrszahl 1572 dem Unterstock eines ältern Bauwerkes aufgebaut wurde. Für das hohe Alter des unteren Stockwerkes sprechen die 9′ dicken aus Buckelsteinen erbauten Mauren und der ehemalige an der Südseite 10′ über der Erdfläche angebrachte, nun aber zugemauerte, rundbogige Eingang, welcher

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_103.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)