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4) Das Cameralamt und das Forstamt befinden sich in den Schloßgebäuden und zwar bewohnt der Cameralverwalter das obere – der Oberförster das mittlere Stockwerk des südlichen Schloßflügels, während in dem untern Stockwerke desselben Stallungen etc. eingerichtet sind. Die Kanzleien der beiden Beamtungen befinden sich in dem oberen Stockwerk des nördlichen Schloßflügels und die unteren Räume desselben dienen als Heumagazin (über das Schloß s. unten).

5) Das in der Grabenstraße stehende Oberamtsgerichtsgefängniß.

6) Das forstamtliche Gefängniß wurde im Jahr 1855 auf dem Schloß erbaut.

Eigenthum der Amtscorporation sind folgende Gebäude:

1) Das Polizeigefängniß hinter der Grabenstraße.

2) Das im Jahr 1854 mit einem Aufwand von 1400 fl. erbaute Irrenhaus.

3) Die außerhalb der Stadt gelegene Kleemeisterei.

Der an der Hauptstraße, gegenüber dem Postgebäude gelegene herrschaftliche Fruchtkasten, ist im Jahr 1854 an einen Privatmann verkauft worden.

Das schon erwähnte Schloß liegt auf dem wohlgerundeten, östlich der Stadt sich erhebenden Schloßberg, der nur durch einen tief eingesattelten schmalen Rücken mit den rechten Enzthalgehängen verbunden ist, während er auf drei Seiten von dem raschen Gebirgsfluß (Enz) bespült wird. Diese schon von Natur schön gebildete Bergform hat durch das auf der Kuppe stehende, großartige Schloß, in dessen Rücken eine malerische Ruine sich erhebt, wie durch das in der Mitte des Schloßbergabhanges hingebaute Kirchlein noch weitere Reize erhalten, welche zur freundlichen und sehr malerischen Lage der Stadt wesentlich beitragen. Von den verschiedensten Seiten gesehen bietet die Stadt mit dem Schloßberg die reizendsten Ansichten, so daß man nicht weiß, welchem Standpunkt die erste Stelle eingeräumt werden soll. Das Schloß selbst, zu dem von der Stadt eine gepflasterte, steile Steige führt, besteht aus zwei großartigen, dreistockigen Flügeln, die übrigens nicht parallel stehen, sondern sich gegen Westen einander nähern und dort durch einen schmalen Querbau verbunden sind, während an der Ostseite kleinere Gebäude und eine Mauer die Verbindung der beiden Flügel herstellen und den geräumigen, übrigens ziemlich düstern inneren Hofraum abschließen. Die Schloßgebäude sind ohne architektonischen Schmuck, in einem einfachen Styl erbaut und nur der im Rococcogeschmack gehaltene Eingang

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_102.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)