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und 26 Kinder unterstützt; ferner sind 21 Personen von 14–25 Jahren theils in Lehren gegen Lehrgeld, theils in der örtlichen Webschule, bei der die Gemeinde noch viele Opfer zu bringen hat, untergebracht. Schon im vorigen Jahrhundert muß die Armuth groß gewesen sein, was aus einem Bericht des Specials, Bürgermeisters, Oberamtmanns und Raths zu Wildberg vom 13. Juli 1778 an den früheren fürstlichen Armencommissär Oberamtmann Müller in Sulz hervorgeht, in welchem angezeigt wird, „daß die Einwohner von Wildberg sich vorzugsweise von der Zeugmacherei nähren, daß sie mit dieser Beschäftigung hauptsächlich von der sog. Moderation in Calw abhängig seyen und deshalb täglich nur 8–18 kr. verdienen können. Auch beschäftigen sich nur 12 Einwohner mit der Landwirthschaft und die Felder seyen größtentheils in fremden Händen“. Die Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau Viehzucht und Gewerben; von letzteren sind zu nennen:

1) Die Zeugmacherei, welche 5 Meister selbstständig betreiben und gegen 80 Spinnerinnen und 16–18 Arbeiter beschäftigen; sie fabriciren hauptsächlich wollene, an dem Webstuhl gefertigte Matrosenhandschuhe, die nach Holland, England und Amerika abgesetzt werden, Beuteltuch, Patronenzeuge, Multon, Flanell etc. Das zu dem Beuteltuch nöthige Garn wird an der Hand gesponnen, wodurch nicht nur viele Leute im Ort, sondern auch in der Umgegend Beschäftigung finden.

2) Die Tuchfabrikation treiben 3 Meister mit etwa 3 Gesellen. Früher wurde das Tuchmacherhandwerk sehr stark betrieben und schon zu Anfang des 17. Jahrhunderts hatte es verordnete Zwölfer.

3) Die Schreibfederfabrikation, welche früher von der Familie Schweigert sehr ausgedehnt getrieben wurde, hat in neuerer Zeit abgenommen.

4) Apotheker Seeger fabricirt im Großen Geist und Säfte von Waldbeeren, wie auch chemische und pharmaceutische Präparate hauptsächlich aus Pflanzen, die in der Umgegend vorkommen, Belladonna, Hyoscyamus, Conium, Digitalis etc.

Die Handstrickerei (Wämser, Strümpfe und Schuhe) wird sehr eifrig betrieben.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_261.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)