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alt bemaltes Netzgewölbe auf den Schlußsteinen folgende Darstellungen enthält: 1) der heil. Michael, 2) die Mutter Gottes mit dem Christuskinde, 3) Christus. Im Chor sind überdieß gut geschnittene Chorstühle aufgestellt. Die Sacristei, welche wie schon bemerkt wurde, der ursprüngliche Chor ist, zeigt noch viele Reste des romanischen Styls; in den 4 Ecken stehen runde Säulenbündel mit schönen Kapitälen, von denen die platten Gurten des Gewölbes ausgehen und sich in einer einfachen Rosette kreuzen. Dieses prachtvolle Gelaß enthält später eingebrochene frühgermanische Fenster und ein germanisch gehaltenes Sacramentkästchen; auch ist daselbst ein altes Opferbecken aufbewahrt, mit dem Symbol des heiligen Marcus und der Umschrift S. Marcus. Wir finden nun an dieser interessanten Kirche 4 Bauperioden ausgesprochen und zwar von der ursprünglichen im romanischen Styl gehaltenen Kirche, den Thurm und noch einen Theil des Langhauses; das untere Stockwerk des Thurms aber wurde in dem früh germanischen Styl theilweise geändert. An den Thurm angebaut wurde die gegenwärtige im spät germanischen Styl gehaltene Kirche, deren Langhaus in der Mitte des vorigen Jahrhunderts stylwidrige Veränderungen erlitt. Die Unterhaltung der Kirche liegt der Stiftungspflege ob.

Um die Kirche führt die feste hohe Mauer des ehemaligen Begräbnißplatzes, der im Jahr 1840/41 aufgegeben, und hiefür ein neuer außerhalb der Orts an der Straße nach Gültlingen angelegt wurde.

Das nahe an der Kirche frei gelegene Pfarrhaus bildet mit seinem Öconomiegebäude, Hofraum und Garten einen angenehmen Pfarrsitz; dasselbe ist Eigenthum des Staats, der es auch im Bau zu unterhalten hat.

Das Schulhaus, ein stattliches, dreistockiges Gebäude mit Thürmchen auf dem First, wurde in den Jahren 1847/49, gerade in der Mitte zwischen den beiden Orten, mit einem Aufwand von 11.000 fl. massiv erbaut; es enthält 2 Lehrzimmer, die Wohnungen des Schulmeisters und des Lehrgehilfen, während das dritte Stockwerk für den Gemeinderath eingerichtet ist. Das frühere Rathhaus ist zum Armenhaus umgewandelt worden, wird aber gegenwärtig vermiethet, indem keine Arme der Wohnung bedürfen.

Ein Gemeinde-Waschhaus und ein Schafhaus sind vorhanden.

Gutes Trinkwasser liefern im Überfluß 16 laufende Brunnen (10 in Ober-Sulz und 6 in Unter–Sulz); überdieß fließt der 1/8 Stunde oberhalb Ober-Sulz entspringende, Forellen führende Agenbach durch die Orte und treibt in Ober-Sulz eine Ölmühle, in Unter-Sulz

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_231.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)