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Das an der Hauptstraße gelegene, 3stockige Schulhaus ist im Jahr 1816 erbaut worden; es enthält neben 4 Lehrzimmern die Wohnungen des Schulmeisters, der 2 Unterlehrer und des Lehrgehilfen.

Das sehr ansehnliche, auf dem Marktplatz stehende Rathhaus wurde im Jahr 1845 mit einem Gemeindeaufwand von 6000 fl. neu erbaut.

Eine Zehentscheuer hat die Gemeinde im Jahr 1852 um 1000 fl. von dem Staat erkauft; überdieß sind noch von öffentlichen, der Gemeinde gehörigen Gebäuden zu nennen: ein Ortsgefängniß, 2 Waschhäuser, ein Armenhaus und ein außerhalb des Orts stehendes Schafhaus.

Gutes Trinkwasser liefern im Überfluß 12 laufende und 2 Pumpbrunnen; von denselben ist der 4röhrige Marktbrunnen der bedeutendste, an dessen im Jahr 1767 erneuerter Brunnensäule das Württembergische – und das Stadtwappen angebracht sind. Der Marktbrunnen erhält sein Wasser von einer Quelle bei der oberen Mühle; alles Wasser dieser Mühle kann im Fall eines Brandes in die Stadt geleitet werden.

Der Haiterbach (Haiter) entspringt 1/4 Stunde südlich vom Ort in 2 Quellen, Sigler- und Grafenbrunnen, von denen jedoch der letztere nur periodisch fließt. Der muntere, klare Bach fließt durch den südöstlichen Theil des Orts und setzt daselbst die obere Mühle mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang, die untere Mühle mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang, die Ölmühle nach neuer Einrichtung und eine Sägmühle in Bewegung. Die beiden Mahlmühlen sind schon längst vorhanden und waren früher Erblehen der Kellerei in Nagold. Der Haiterbach, welcher auch zur Wiesenwässerung benützt wird, nimmt unterhalb des Orts den Stauchbach auf; ersterer führt Forellen, letzterer Krebse, und das Fischrecht in denselben, wie auch in der an der nordwestlichen Markungsgrenze hinziehenden Waldach ist von der Gemeinde an Bürger verpachtet.

Im Ort befindet sich ein practicirender Arzt und eine Filial-Apotheke von der Apotheke in Nagold.

Die von Sitten etwas derbe Einwohner sind sehr fleißige, kräftige, starkgewachsene Leute, die häufig ein hohes Alter erreichen, übrigens nicht selten von epidemischen Krankheiten, wie z. B. von Nervenfiebern heimgesucht werden. Die Lehre Pregizer’s, welcher von 1795 bis zu seinem Tod im J. 1824 hier Stadtpfarrer war, hat noch eine Anzahl Anhänger, die sich übrigens, seit die Lehre der Neukirchler unter den Einwohnern Eingang fand, etwas verminderte. Die Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau, Viehzucht und Gewerben; von

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_186.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)