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2. Einzelne Kulturen.

a) Ackerbau. Dem Ackerbau sind nach den Ergebnissen der Landesvermessung 34.9632/8 Mrg. gewidmet; hievon gehören 2385/8 Mrg. dem Staate, 6796/8 den Gemeindekörperschaften und 227/8 den Stiftungen.

Die regelmäßige Wirthschaftsweise in dem weit größeren Theil des Bezirks ist die Dreifelder-Wirthschaft, während nur in den Orten Altensteig (Dorf), Beuren, Ettmannsweiler, Fünfbronn, Simmersfeld, Garrweiler und Überberg Wechselwirthschaft (Feldgraswirthschaft) getrieben wird. Willkürliche Wirthschaft treiben die Gemeinden Berneck, Enzthal, Gaugenwald (theilweise), Unter-Schwandorf (mit Ausnahme des adeligen Guts) und Warth (im östlichen Theile der Markung). Bei der Dreifelder-Wirthschaft findet entweder vollständiger – oder theilweiser Bracheinbau statt; vollen Bracheinbau haben Nagold und Altensteig, Stadt, den geringsten mit 1/4 der Brache Ebershardt, Rothfelden und Mindersbach. Die sogenannte Feldgraswirthschaft, in ihren Grundzügen ein öfters sehr rationeller Fruchtwechsel, dem aber, wenn derselbe beinahe bis zur gänzlichen Erschöpfung des Bodens fortgeführt worden ist, eine nichts weniger als rationelle 5–15jährige natürliche Berasung folgt. Die auf diese Weise berasten Güter (sog. Mähfelder) werden theils mit der Sense abgeerntet, theils dem Vieh als Weide überlassen. Sollen diese von Unkräutern aller Art durchzogenen Felder wieder für den Fruchtbau benützt werden, so ist dieß kaum anders möglich, als durch das Abschälen und Brennen des Rasens, das nur in seiner zerstörenden Wirkung auf die Wurzeln der Unkräuter seine Entschuldigung finden kann.

Die bei der reinen Feldgraswirthschaft übliche Fruchtfolge ist nach dem Brennen des Rasens: 1. Kartoffeln, Kopfkohl, Hanf, Rüben, auch Gerste, zu letzteren vier Früchten noch gedüngt; 2. Winterroggen, hiezu wo möglich noch einmal gedüngt; nach vorausgegangener Gerste auch Haber; 3. Flachs oder Haber – beides ohne Düngung; 4. Haber, hiezu gedüngt; 5. Klee oder auch natürliche Berasung; 6. Klee, wiederholt gemäht oder Wiese; 7–9. oder 12. Wiese. Ferner 1–4. wie in der vorausgehenden Fruchtfolge; 5. nochmals Haber ohne Düngung; 6. Haber gedüngt; sodann Klee oder Berasung eine unbestimmte Zeit lang (s. auch die in Württemberg üblichen Feldsysteme u. Fruchtfolge von Dr. Karl Göriz S. 25 ff.). Von den Cerealien baut man Dinkel, Haber, Roggen, Gerste, Waizen und Einkorn. Der Dinkelbau ist in den Waldorten untergeordnet und wurde erst in neuerer Zeit eingeführt; dagegen herrscht hier der Anbau des Habers und Roggens bedeutend vor. Von anderen Feldgewächse werden sowohl in der Brache als ein Wechselbetrieb

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_060.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)