zu werden. Die Wissenschaft bildet den Künstler wie den Gelehrten; keiner kann des Geschmacks entbehren; allein, sollte der Mangel desselben bey einem von beyden zu vermissen seyn: so würde der Gelehrte meines Bedünkens, mit weniger Geschmack sehr oft, der Künstler ohne Geschmack niemals zurechte kommen, nicht leicht nützen, insgemein aber schaden können. Ich urtheile vielleicht davon, nach dem Sprüchworte, wie der Blinde von der Farbe. Mir deucht indessen, daß, nicht um dem Mangel strenger Regeln vorzukommen, (denn darinnen fehlt der Unterricht auf hohen Schulen nicht;) sondern um den guten Geschmack auszubreiten, und gegen den verderbten Geschmack alle Künste, deren Werke der Symmetrie und schöner Formen fähig sind, zu sichern, Kunstakademien errichtet, und selbst den Gelehrten ehrwürdig werden.
Auf diese Betrachtungen brachte mich die Baukunst, und ich hoffte, meine Neigung zu derselben durch Wahrnehmung irgend eines schönen Risses von der Hand des Hrn. Oberlandbaumeister Exners als Professors der Akademie der Architektur, zu befriedigen: allein ich vernahm bald, daß diesen verdienten Mann die überhäuftesten Geschäffte davon abgehalten, aber uns nicht die Hoffnung benommen hätten, künftig etwas von seiner Hand an diesem Orte zu sehen. So brachte uns die Unpäßlichkeit des Hrn. Hofmalers Christian David Müllers, um Bildnisse von seiner Hand in Pastel: und was für die Liebhaber der Künste am empfindlichsten hätte seyn müssen, wenn
Unbekannt: Ueber die Gemäldeausstellung in Dresden vom 5ten März itztlaufenden Jahres 1767. Dyckische Buchhandlun, Leipzig 1767, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neue_Bibliothek_der_sch%C3%B6nen_Wissenschaften_Gem%C3%A4ldeausstellung_Dresden_1767.djvu/18&oldid=- (Version vom 16.10.2024)