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die Geschichte und die vermuthliche Absicht des Künstlers erfoderten.[1]

Die größte Aufmerksamkeit nöthigten uns gleich beym Eintritte in das Zimmer fünf Bildniße des Herrn Graffs ab. Ein großes Kunststück, das Bild des Feldmarschalls Chevalier de Saxe, mit derjenigen Würde vorgestellt, deren ein solcher Gegenstand fähig ist, nahm die Mitte der Wand ein. Die Bildnisse des damaligen Cammerdirektors, nunmehrigen wirklichen geheimen Raths Hrn. Grafen von Hoymb, des Hrn. geheimen Legationsraths Necker, des Herrn Oberküchenmeisters von Berlepsch, und des Herrn geheimen Raths und Gesandten am Wienerischen Hofe von Völkersahm, hiengen auf beyden Seiten. Alles was man von guten Bildnissen rühmen kann, Aehnlichkeit und gute Stellung, Wahrheit in allen Theilen, und Kraft in der Ausführung, die den Meister in allen Zügen verräth, vergnügte hier unser Auge.

Herr Dietrich hatte ausser jenen schon erwähnten beyden Landschaften, die so wohl ausgefallen waren, sich in dem dritten Gemälde mit Rembrands Manier beschäfftiget, dessen Wirkung er so oft erreicht, aber sich auch dessen willkührliches Costume erlaubt. Für

  1. Die Geschichte ist aus dem Valerius Maximus entlehnt, wo sie im 1sten Kap. des 5ten Buchs also erzählet wird: Pisistratus, cum adolescens quidam amore filiae ejus, virginis, accensus, in publico obuiam fibi factam osculatus esset: hortante uxore, ut ab eo supplicium sumeret, respondit: si eos, qui nos amant, intersicimus, quid his faciemus, quibus edio sumus. Das Gemälde befindet sich jetzt in Dessau, in der Sammlung eines dasigen Kaufmanns und Liebhabers Herrn Regis.