Unbekannt: Ueber die Gemäldeausstellungen der Akademie der bildenden Künste in Dresden, in den Jahren 1769 und 1770 | |
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und Versailles pranget noch mit den schönsten Vasen, die Düval nach seiner Zeichnung gegossen und ausgearbeitet hat. Diesen großen Künstler sollte man dem Bildner, wie dem Gold- und Silberarbeiter, zu einem Vorbilde anführen. Es ist gut, daß auch ein junger Künstler dieser Klasse erfahre, wie weit ein Vorgänger es in der Kunst gebracht, wie er sie veredelt und durch was für Mittel er seine Fähigkeiten erhöhet habe. Zu seinem Berufe, den er wirklich auf das Höchste getrieben, hatte er keinen andern Grund gelegt, als das Zeichnen und die Nachahmung der Natur nach dem Akte, und den Geschmack der Antike in dem Studiren nach Nicolas Poussin. Glücklich wären unsere jungen Künstler, ich rede vorerst nur von diesem Fache, wenn sie, nach ähnlicher Vorbereitung (und die Akademie bietet sie ihnen an,) auf ihren Reisen, dahin auch schon einer und der andere wirklich abgegeben worden, Kunstwerke dieses würdigen und vielleicht noch unübertroffenen Künstlers sehen sollten: ich meyne sehen, ungefähr wie Raphael den bekannten Kopf des Michael Angelo sah; wenn sie dadurch zu dem edelsten Wetteifer mit andern bildenden Künstlern angefeuert würden.
Auch hier, sagte ich, können unsere jungen Künstler sich mit Kunstwerken dieser Art, wo nicht mit Ballin, doch, wiewohl vorsichtiger, mit Messonier bekannt machen, wann Besitz und Reichthum menschenfreundlich werden, und sich mittheilen; wenn nämlich auch jungen Leuten erlaubt oder ihnen vielmehr Muth gemacht wird, gute
Unbekannt: Ueber die Gemäldeausstellungen der Akademie der bildenden Künste in Dresden, in den Jahren 1769 und 1770. Dyckische Buchhandlung, Leipzig 1772/1773, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neue_Bibliothek_der_sch%C3%B6nen_Wissenschaften_Akademieausstellungen_Dresden_1769_1770.djvu/78&oldid=- (Version vom 10.12.2024)