lerne; daß er sehe, wie dieser oder jener Meister sich nicht bloß als einen richtigen Zeichner bey Figuren und Gewändern zu erkennen gegeben, sondern wie er sich auch bey den abwechselnden Umständen, die durch das Zusammenstimmen des Lichtes und der Farben hervorgebracht werden, oder aus dem Gebiete der wohl beobachteten Natur entlehnt werden müssen, der Vortheile seiner Kunst zur besten Wirkung des Gemäldes zu bedienen gewußt – die Mittel will ich gerne der Akademie überlassen, die an Bekanntmachung ihrer über einzelne Kunstwerke etwan gefälligen Unterredungen die französische Akademie der Malerey und Bildhauerkunst im vorigen Jahrhunderte zum Vorgänger gehabt hat. Denn obgleich letztere vorlängst damit aufgehört hat; so ist das gute Beyspiel bey neuen Anstalten noch in voller Kraft. Wählt man sich doch insgemein dasjenige zum Muster, was die Nachkömmlinge schon gebilligt haben. Die Erwartung stimmt damit überein und - - - Vergeben sie den Aufschub, sagte ich, und gönnen des Hrn. Casanova Beschreibung des Mengsischen Altarblattes einen kleinen Platz unter ihren bereits erfüllten Erwartungen. Nur wünschte ich, bey Gelegenheit der uns gegenwärtig dargestellten Ausfertigungen unserer jungen Künstler, jener Theorie zur Ehre, die auch das Auge gelehrter machen hilft, daß vor allen Dingen diejenigen, die sich als angehende Meister ankündigen, mit der Kunst den Grabstichel zu führen, nach und nach ebenfalls die Einsicht des Malers in Beurtheilung des Gemäldes verbänden. So lange
Unbekannt: Ueber die Gemäldeausstellungen der Akademie der bildenden Künste in Dresden, in den Jahren 1769 und 1770. Dyckische Buchhandlung, Leipzig 1772/1773, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neue_Bibliothek_der_sch%C3%B6nen_Wissenschaften_Akademieausstellungen_Dresden_1769_1770.djvu/70&oldid=- (Version vom 4.12.2024)
