Seite:Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften Akademieausstellungen Dresden 1769 1770.djvu/57

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

seyn, wie ihn Psyche fand, nicht wie sie ihn zu finden fürchtete. – Gezwungene Stellungen werden der Hand nach und nach eigen. Ansprüchen auf Kleinigkeiten bietet sich vielleicht die Grazie selbst dar. Ungesucht ist es vielleicht der Weg selbst in Verzierungen und bey Vignetten, die Herr Holzmann so gern radirt, eine gewisse Leichtigkeit, eine bedachtsame Enthaltung von dem gar zu genauen Ausdrucke, ich will nicht sagen, Einschnitte jedes Umrisses, jeder Kleinigkeit zu gewinnen, die errathen, oder nur durch die Einbildungskraft ergänzt seyn will. Man fühlt mehr, wenn Herr Geßner einen kleinen Satyr auf die Ziege setzt und ihn ins Horn gegen eine freye Aussicht blasen läßt, die nur ein niedriger Horizont andeutet[1]; als wenn mir diesen ein schwerer Fleiß unzeitig versperrt hätte. – Unsere Vorschläge, setzte er hinzu, führen uns vielleicht zu weit. Wer uns so ernstlich von Fächern und Vignetten reden hörte, die nicht da, auch jene gar nicht in diesem Zimmer zu erwarten sind, und hingegen des abrahamischen Opfers, das Herr Holzmann in Pastel gemalt hat, und so nahe bey uns hängt, mit keinem Worte gedenken, würde derselbe es uns verzeihen? Eben so wenig, gab ich zur Antwort, entsinne ich mich, bey der vorjährigen Gemäldeausstellung

  1. In der Ausgabe der Idyllen von Jahr 1756. die nebst dem Daphnis, wenn es anders erlaubt, unsterbliche Werke nur nach der äußern Zierde anzuführen, in den Händen aller Künstler seyn sollte, die sich mit dergleichen Verzierungen beschäfftigen.