Unbekannt: Ueber die Gemäldeausstellungen der Akademie der bildenden Künste in Dresden, in den Jahren 1769 und 1770 | |
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zugelassen waren. Freyheiten, die man, wegen der Nothwendigkeit billigt, welche die bessere Wirkung für die Scenen dem Maler nicht selten auflegt; die aber auch vielleicht diesen oder jenen Baukünstler verleitet haben, einen umgekehrten Schluß von der Schicklichkeit fürs Theater auf wirkliche Gebäude und Verzierungen zu machen.
Der Fleiß des Herrn Holzmanns, der bald in Wasserfarben malt, bald nach Wagnern Landschaften radirt, und mit bräunlich abgedruckten Kupfern Wagners Zeichnungen ziemlich genau nachahmt, ward bemerkt. Der angenehme Baumschlag, die frischen und wohlgebrochenen Farben, die er von dem Unterrichte des Herrn Dieterichs vormals angenommen, ländliche nicht zu sehr verwickelte Scenen, gelingen meines Bedünkens dem Herrn Holzmann am besten. Auch die Blumen und was scheinbaren Kleinigkeiten, die die Mode wichtig macht, auf Atlaß oder auf Fächern, dergleichen ich, als Nebenwerke, von seiner Hand gesehen, diejenige Leichtigkeit und den erheiternden Geschmack giebt, der sich mühsamen Zusammensetzungen so oft versagt; alles dieses nöthigte mir in der Stille den Wunsch ab, den gewiß mein Freund lauter sagen würde, sehr viele Fächer von dieser Hand gemalt zu wissen. Es sey der Künstler aus einem bessern Standorte zu betrachten; ich gebe es zu: aber jedermann würde vermuthlich holzmannische Fächer haben wollen. Vielleicht sammlet sie ein glücklicher Genius, der über die Erhaltung der Fächer wachet, dermaleinst, wie andere Kunstwerke, in ein Kabinet; wie ihnen
Unbekannt: Ueber die Gemäldeausstellungen der Akademie der bildenden Künste in Dresden, in den Jahren 1769 und 1770. Dyckische Buchhandlung, Leipzig 1772/1773, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neue_Bibliothek_der_sch%C3%B6nen_Wissenschaften_Akademieausstellungen_Dresden_1769_1770.djvu/55&oldid=- (Version vom 27.11.2024)