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von diesem unabwendig, frey dächten, da sie es in den Künsten dürfen, wie wohl, wie original würden sie denken! Selbst in den Nachbildungen gewisser rosalbischer Köpfe in Pastell, welche Herr Lindner diesesmal dem Beobachter zu beurtheilen gegeben, findet man ein gewisses Gepräge der Originalität, welches beweiset, wie weit es noch dieser Künstler unter jenen Anleitungen und vermöge der Einsicht, mit welcher er auf der churfürstlichen Gallerie studiret, in Stellung, Wendung und Belebung eigener Originalbildnisse bringen könne. Nicht der Zwang der Mode, insonderheit beym weiblichen Putze, darf dem Geiste des Malers zu viel Gewalt anthun. Denn der Geschmack, mit welchem derselbe die Wendung der Köpfe zu wählen und die Geheimnisse der Beleuchtung in seiner Gewalt hat, kann selbst einer Mode, wenn sie auch nicht viel angenehme Seiten hat, doch wenigstens eine Seite absehen, welche sich für die malerische Wirkung schicket, und vielleicht selbst dem Originale vor seinem gesetzgebenden Spiegel nicht unangenehm ist. Allenfalls findet auch der Künstler bey historischen Köpfen und einem willkührlich angenommenen Anzuge, den die edle Einfalt reizend macht, seine Rechnung. Vormals hatte Herr Lindner schon Originalbildnisse in Pastell ausgesetzt. Hätte er sich nicht vorzüglich dieser Art Malerey, wenigstens für Bildnisse, gewidmet; so möchten dergleichen in Oel unter gleich großen Mustern (und wer bedarf sie zu nennen?) mit der Zeit in eben der Stärke von ihm zu erwarten