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daß ein gewisser Schutzgeist dem Andenken der Lucretia eine vordringende Gewalt über die Einbildungskraft vieler Zuschauerinnen gab, die Figur ward einmal von den meisten für eine Lucretia angesehen, und von vielen darnach beurtheilt. Vielleicht wäre es dem Gemälde, aber nicht der Auslegung zu statten gekommen, wenn die Künstlerinn dieses Stück lieber nach dem ihr so wohl gelungenen Bildnisse des Herzogs Erbfolgers in Braunschweig, als unter der langsamen Erholung von einer Krankheit, gemalt hätte.

Der Kupferstecherkunst hatten die Herren Camerata und Canale diesesmal nichts gewidmet. Ein mit dem Fleiße des Miniaturmalers um die Wette getuschtes Bild nach Wilhelm Mieris (der schlafende alte Mann, aus der churfürstl. Gallerie) stund mit einigen andern Zeichnungen, besonders denjenigen, die Herr Hütin nach eigenen Gemälden entworfen, im Zeichnungszimmer. Man giebt Hoffnung, daß die Magdalena des Battoni, die Herr Camerata vor einigen Jahren so fleißig mit Tusche abgezeichnet, seinen Grabstichel mit gleicher Sorgfalt für die künftige Ausstellung beschäfftigen und den Verzug wieder einbringen werde.[1] Auch hat Herr Canale eine ziemlich starke Sammlung in Kupfer nachgeahmter Zeichnungen oder Risse mit der Feder nach Guido Reni,

  1. Dieß ist bey der Ausstellung des jetztlaufenden Jahres (1772) geschehen.