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Oeser, der sie in derselbigen Stellung der Figuren auf eine Wand in Herrn Thomas Richters Garten zu Leipzig gemalt hat.

In den darauf folgenden Zimmer lockte die Seltenheit eines nach Huysum[1], hinter Glas, auf das sauberste gemalten Blumenstückes mit einem Vogelneste, die Aufmerksamkeit aller Zuschauer an sich. Die Schönheit der Malerey erhält hier durch die glücklich überwundenen Schwierigkeiten einen doppelten Werth. Denn die Künstlerin sieht in gewissem Verstande nicht, was sie malt: sie muß nämlich, für die Wirkung der Gegenstände, auf der ihnen entgegenstehenden oder der hinter der Seite des Glases, mit ihrer sie immer sicher führenden Einbildungskraft arbeiten. Was in dem Gemälde vorzüglich hervorstechen soll, z. E. der Staub auf den Aurikeln, oder die Staubfäden an den Blumen, mit deren Kelchen verglichen, diese Höhungen, welche in andern Gemälden die letzte Arbeit des Malers sind, muß sie auf der Rückseite des Glases zuerst auftragen, und so verhältnißweise bis zu dem sonst gewöhnlichen Grunde oder der Anlage fortarbeiten. Ihre Aufmunterung hat die Frau Weydmüllerin dem ihr verliehenen gnädigsten Schutze der verwittibten Frau Churfürstinn Kön. Hoheit, als einer Kennerinn und Beförderinn der Talente, zu danken; und ein Gemälde eigener Erfindung wird dieser Künstlerinn ohne Zweifel den Weg zur Aufnahme bey der Churfürstlichen Akademie der Malerey bahnen.

  1. Das Urbild ist auf der Churfürstlichen Gallerie.