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Gebiete besetzt hatten. Bei dem Hin- und Herfluten des Kampfes geschah es dann oft, daß die wiedereinrückenden zaristischen Truppen jene Juden, die nicht schnell genug die schützenden Wälder wieder aufgesucht hatten, als „Landesverräter“ festnahmen und zu Zwecken der Abschreckung völlig Unschuldige aufhängten.

Auch diese furchtbare Leidenszeit überstanden die Ostjuden, sowohl die in die Wälder Geflohenen, wie die in das Innere Rußlands Abgeschobenen, und wenn viele Tausende zu Grunde gingen, so überlebten den Krieg doch Millionen. Diese waren Zuschauer beim Zusammenbruch des Zarentums und bei der Aufrichtung der sogenannten Randstaaten, wie bei der Errichtung der Union der Sowjet-Republiken.

Das Ostjudenproblem, das bis zur Beendigung des Weltkrieges eine Einheit gebildet hatte, zerfiel nunmehr seit den Friedensschlüssen in eine Reihe einzelner Probleme, die, entsprechend der Entwicklung in den verschiedenen Staaten, ihren besonderen Charakter aufweisen.



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Paul Nathan: Das Problem der Ostjuden. Philo Verlag und Buchhandlung GmbH, Berlin 1926, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nathan-Das_Problem_der_Ostjuden_(1926).djvu/16&oldid=- (Version vom 1.8.2018)