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Unternehmung vorzubereiten, in das Gebirge zum Tempel der Naiṇādēvī (नैणादेवी) oder Durgā. Dort liess er von den Brāhmaṇen alle vorgeschriebenen Opfer vollbringen und unterwarf sich selbst der strengsten Ascese. Um die Opfer vollständig zu machen, verlangten die Brāhmaṇen, dass er das Haupt eines seiner Söhne der Göttin darbringen solle. Gōvind Singh hatte vier Söhne, als er aber von den Müttern derselben einen Sohn zum Opfer für die Göttin verlangte, schlugen sie es rund ab und verbargen dieselben. Endlich boten fünf Sikhs ihre Köpfe an; das Haupt eines derselben (dessen Name übrigens nicht einmal genannt wird, es heisst nur: होर कासे दी भेट) wurde abgeschlagen und der Göttin dargebracht. Auf dieses blutige Menschenopfer hin soll die Göttin selbst erschienen und gesagt haben: „geh’, deine Religion wird in der Welt laufen.“ (जाह तेरा पन्थ जगत विखे तुर पवेगा[1]). Darauf kehrte der Guru aus dem Gebirge nach Anandpur zurück, versammelte die Gemeinschaften und verlangte das Haupt eines seiner Schüler. Auf diese (erneute) Anforderung sollen viele Sikhs geflohen sein, fünf aber sollen ihre Köpfe angeboten haben. Diese fünf (deren Namen genannt werden) nahm er in ein Zimmer und sagte zu ihnen, er wolle ihnen, die er als wahrhaftig erfunden habe, den Pāhuḷ (पाहुल़) der wahren Religion geben. Er liess sie dann baden, sezte sie nebeneinander, mischte Patāsā (eine Art von Süssigkeiten) mit Wasser und warf in dieses Zuckerkant, recitirte dazu einige Verse, wie sie im अकाल उस्तुत geschrieben stehen, liess sie von diesem Scherbet etwas trinken, etwas goss er auf ihr Haupt und den Rest auf ihren Körper und indem er sie mit der Hand berührte, sagte

er mit lauter Stimme: „sprechet: vāh Gurū-ǰī kā khālsā, sirī vāh

  1. Wir führen hier den Grundtext an, wie er im Sikhā̃ dī rāǰ dī vithiā, p. 55, nachgelesen werden kann. An diesem blutigen Menschenopfer ist nicht zu zweifeln, da alle Berichte darin übereinstimmen, zum deutlichen Beweise, dass sich die Brāhmaṇen auch im siebenzehnten Jahrhundert unser christlichen Zeitrechnung nicht scheuten, Menschenopfer darzubringen. Wenn die Thatsache nicht zu offenbar gewesen wäre, hätten die Sikhs selbst so etwas ihrem Guru gewiss nicht angedichtet.
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E. Trumpp: Nanak, der Stifter der Sikh-Religion., München 1876, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nanak_der_Stifter_der_Sikh-Religion.djvu/42&oldid=- (Version vom 1.8.2018)