wurden Truppen gegen ihn von Lāhōr gesandt, aber der Guru blieb Sieger und erschlug Pāindah Khān. Er musste jedoch auch von Kartārpur fliehen und begab sich in das Gebirge zu den unabhängigen Rājās. Bezeichnend ist, was Mohʿsin Fānī, der Verfasser des Dābistān, der ihn persönlich kannte, von ihm sagt. Der Guru soll 800 Pferde in seinem Stalle gehabt haben und 300 Mann berittener Truppen und 60 Mann mit Feuerwaffen sollen immer in seinem Dienste gestanden haben. Wer irgend wie von Hause flüchten musste, suchte und fand bei ihm Zuflucht (II, p. 277). Da die Plünderungszüge des Guru immer gegen die Muhammedaner und die verhassten, erpressungssüchtigen Provinzial-Auctoritäten gerichtet waren, so ist es nicht zu verwundern, dass er bei der Hindū Landbevölkerung immer populärer wurde und der Sikhismus sich immer rascher ausbreitete, je mehr er der kriegerischen und beutelustigen Jaṭ Bevölkerung entgegenkam, der er auch das Essen von allen Fleischarten erlaubt haben soll, mit Ausnahme des Kuhfleisches. Guru Hargōvind starb nach einem unstäten Leben in Kīratpur im Hause seines Sohnes Gurdittā, A. D. 1638, nachdem er, mit Uebergehung seiner eigenen Söhne (sie waren Gurdittā, Aṭall, Tēg Bahādur, Aṇīrāi und Sūratmall) seinen Enkel Har-rāi (den Sohn von Gurdittā, der inzwischen gestorben war) zu seinem Nachfolger ernannt hatte.
Har-rāi, der siebente Sikh Guru, ist nach allen Nachrichten ein friedlicher Mann gewesen, der seinen Siz in Kīratpur beibehielt. Als Dārā, der Bruder Aurangzēb’s nach Lāhōr kam, um dort Truppen zum Kriege gegen seinen Bruder zu sammeln, verband sich Har-rāi mit seinen Sikhs mit ihm. Nachdem aber Dārā geschlagen und getödtet war, schickte Har-rāi seinen ältesten Sohn Rām-rāi an den Hof des Aurangzēb, um sich Verzeihung für das Geschehene zu erbitten. Aurangzēb nahm den Sohn des Guru freundlich auf und verzieh dem Vater klugerweise, wodurch die Ruhe im Panjāb erhalten blieb.
Har-rāi scheint weder Neigung noch Beruf zum Dichter in
sich gefühlt zu haben; es ist daher von ihm kein einziger Vers
E. Trumpp: Nanak, der Stifter der Sikh-Religion., München 1876, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nanak_der_Stifter_der_Sikh-Religion.djvu/38&oldid=- (Version vom 1.8.2018)