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Was der Guru thut, das approbirt Hari; wen der Guru mit Hari in Verbindung bringt, der ist und bleibt vollständig emancipirt. Ja der Guru besizt sogar eine magische Kraft; wie der Stein der Weisen alles, was er berührt, zu Gold macht, so gestaltet auch der Guru alle, die mit ihm in Berührung kommen, völlig um. Nicht nur die gröbsten Sünder werden durch ihn rein gewaschen, sondern seine erlösende Kraft erstreckt sich auch auf ihre Familienangehörigen, die durch ein vom Guru acceptirtes Mitglied ebenfalls der Emancipation (offenbar auf magische Weise) theilhaftig werden.

Das, was der Guru dem Schüler zum Zwecke seiner Emancipation beizubringen hat, läuft auf wenige magere Säze hinaus.

Das erste ist, dass der Schüler fortwährend den Namen Hari’s murmelnd nenne (जपु) und seine Eigenschaften preise. Dann soll er sein eigenes Ich, i. e. sein Individualitätsbewusstsein wegschaffen und vernichten und sich als identisch mit Brahm betrachten. Dies geschieht durch die Instruction des Guru, die aber nirgends im Granth nach ihrem weiteren Inhalt ausgewickelt wird. Der Guru sucht zwar eine gewisse Geheimnissthuerei um sich zu verbreiten, aber man sieht leicht, dass das alles nur Schein ist. Er weiss in der That, wie das ganze Granth bezeugt, den Schüler nichts höheres zu lehren als den Saz: sō ham, „der bin ich“, d. h. ich bin identisch mit dem Absoluten. Als Beihilfe zur Erlangung dieser alle individuelle Sonderexistenz austilgenden Weisheit wird tiefe, von allen äusserlichen Objecten abstrahirende Meditation über Hari und den Guru empfohlen. Religiöse, verdienstliche Werke, die einer niederen Erkenntnissstufe angehören, sind für den Schüler, der das Boot des Guru bestiegen hat, nicht mehr nothwendig und wenn er Werke thut, muss er sie mit indifferentem Sinne thun, ohne Wunsch und Hoffnung, das Verdienst derselben einzuärnten, der Schüler muss es dahin bringen, dass er vollständig hoffnungslos (निरास), in der Welt dasteht, dass er stirbt, während er noch lebt, und nur in Hari versunken ist; so wird er schon emancipirt, während er noch am Leben ist.

Die Trias von religiösen Werken, die schon Nānak erwähnt,

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E. Trumpp: Nanak, der Stifter der Sikh-Religion., München 1876, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nanak_der_Stifter_der_Sikh-Religion.djvu/30&oldid=- (Version vom 14.12.2022)