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es Buddha seiner Zeit verheissen hatte, nur ist das Mittel, das sie dazu vorschlagen, ein anderes.

Im Kali-yuga verkündigt Nānak, wie Kabīr, ist der Name Hari’s das einzige Rettungsmittel, um zur vollen Emancipation zu gelangen. Ascese, Mönchsleben, Baden an heiligen Pläzen, Almosengeben etc. erwerben zwar dem Menschen wohl Verdienste, aber zur Emancipation sind sie alle nicht hinreichend.

Wie ist aber der Name Hari’s zu erlangen? Dieser kann nur vom wahren Guru (सति गुरू) erlangt werden, der allein die rechte Einweihung kennt und das mantra des Namens Hari’s mittheilen kann. Der Guru gibt wiederum den Namen Hari’s nur denjenigen, auf denen Hari’s gnädiger Blick ruht und denen es von Anfang an bestimmt ist. Also auch hier wieder eine absolute Praedestination, obschon der Mensch auf der andern Seite beständig aufgefordert wird, sich dem wahren Guru anzuschliessen, die Freiheit seiner Willensentschliessung also wieder vorausgesezt wird.

Man würde nun erwarten, dass Nānak irgend einen Beweis vorbringen werde, dass er der wahre , von Hari verordnete Guru sei. Im Janam-sākhī wird zwar auf eine solche feierliche Installirung als Guru hingewiesen, Nānak selbst aber spricht im Granth nicht ein einziges Mai davon, dass und wie ihm die Guruschaft übertragen worden sei: dies wird überall nur vorausgesezt. Die nachfolgenden Gurus berufen sich in ihrem Theil wieder auf Nānak, der eine successive Einweihung angeordnet habe.

Der Guru ist also der einzige und unfehlbare Weg zur vollen Emancipation; er ist der Mittler zwischen Hari und den Menschen; er ist das Boot, das die Menschen über den Ocean der Existenz hinüberführt. Religiöse Werke haben nur insofern einen Werth, als sie auf den Gehorsam gegen den Guru basirt sind.

Der Schüler hat sich der Leitung seines Guru bedingungslos zu übergeben; Kopf und Besizthum hat er ihm zu opfern. Um die Unterwürfigkeit gegen den Guru recht tief einzuprägen, wird er als Haushalter Hari’s, als sein kaufmännischer Commissionär,

dargestellt, der über Hari’s Güter und Schäze zu verfügen hat.

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E. Trumpp: Nanak, der Stifter der Sikh-Religion., München 1876, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nanak_der_Stifter_der_Sikh-Religion.djvu/29&oldid=- (Version vom 1.8.2018)