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Slōks beendigt waren, zog er seine Füsse hinauf und schlief ein. Als sie das Tuch, womit er bedeckt war, aufhuben, war nichts darunter. Die Blumen beider Partheien blieben grün und so nahmen die Hindūs und Musalmānen ihre Blumen und gingen heim. Nānak wurde absorbirt im Samvat Jahre 1595, am zehnten der lichten Hälfte des Monats Asū (A. D. 1538, c. 10. Oct.)[1]

Dies ist so ziemlich Alles, was uns diese älteste Quelle über die Lebensumstände Nānak’s zu bieten weiss. Es ist ein äusserst dürftiges Lebensbild, das, mutatis mutandis, auf jeden Hindū Faqīr passen dürfte und das unser Interesse nur in geringem Grade in Anspruch zu nehmen geeignet ist. Wäre mehr von Nānak zu sagen gewesen, so dürften wir überzeugt sein, dass seine devoten Schüler, die in ihm den Erlöser der Welt verehrten, es gewiss nicht verschwiegen hätten. Die späteren Janam-sākhīs, denen dieses Bild von Nānak zu gering erschien, haben zwar durch allerlei wunderbare Erzählungen nachzuhelfen versucht, allein sie können gegen die ältere Tradition nicht in Betracht kommen.

Wir haben jedoch im Granth an den eigenen Versen Nānak’s ein weiteres und viel sicheres Material, seinen Charakter und Geistesrichtung kennen zu lernen. Nānak hat seine Gedanken in Hinduī Versen niedergelegt, die zusammen einen nicht unbeträchtlichen Theil des voluminösen Sikh Granth ausmachen. Das Bild, das wir daraus von ihm gewinnen, stimmt im allgemeinen ganz mit dem, das uns die ältere Tradition zeichnet. Seine Verse, die immer bei jedem Rāg die erste Stelle einnehmen und sorgfältig als solche bezeichnet sind, sind nach Sprache und Inhalt mittelmässig zu nennen. Die Diction ist häufig unlogisch, der Gedankengang schleppend und sich oft wiederholend, dabei nicht selten dunkel und verworren, ja manchmal kaum mehr als ein Wortgeklingel. Unter all den Schriftstücken, die das Granth enthält, sind die von Nānak selbst herrührenden, mit wenigen Ausnahmen, so ziemlich die unbedeutendsten, was sich aus seinem Lebensgange leicht erklärt. Er war ein Mann

  1. Die späteren Janam-sākhīs geben das Samvat Jahr 1596 an, mit demselben Monatsdatum.
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E. Trumpp: Nanak, der Stifter der Sikh-Religion., München 1876, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nanak_der_Stifter_der_Sikh-Religion.djvu/20&oldid=- (Version vom 1.8.2018)