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sollte, wie erzählt wird, ist höchst unwahrscheinlich. Die ganze Geschichte ist so ins wunderbare verzerrt, dass sie den Stempel der Unwahrheit auf der Stirne trägt. Sie beruht auf durchaus unrichtigen Voraussezungen, indem der König und die Einwohner von Ceylon als gewöhnliche Hindūs geschildert werden, da der Sikh Verfasser offenbar gar keine Ahnung davon hatte, dass dort der Buddhismus allgemeine Volksreligion war. Dass Nānak selbst dort eine Sangat (Gemeinde) gestiftet haben soll, deren Gottesdienstordnung sogar beschrieben wird, widerspricht aller Geschichte und ist nur eine Reminiscenz späterer Zeiten, wo der Sikhismus auch gegen den Süden hin sich zu verbreiten anfing. Auch von dieser zweiten Reise soll Nānak wieder nach Talvanḍī zurückgekehrt sein, und einige Zeit zu Hause zugebracht haben.

Dann trat er seine dritte Wanderung nach dem Norden an, wo er besonders Kashmīr besucht haben soll, was an und für sich nicht unwahrscheinlich ist.

Auf dieser Reise soll er die (sonst giftigen) Früchte und Blüthen des Akk-Baumes in einem getrockneten Zustande gegessen haben. Bemerkenswerthes wird von dieser Reise nichts erwähnt, als dass er mit einem Kashmīrī Panḍit eine längere Unterredung hatte, die damit endigte, dass er Nānaks Schüler wurde. Sein Besuch auf dem Berge Sumēru, wo er mit Mahādēva und den Häuptern der Jōgīs eine lange Unterredung gehabt haben soll, gehört natürlich ins Reich der Fabel.

Seine vierte Wanderung soll er nach Westen gemacht haben, indem er auf einer Pilgerreise nach Mekkah gieng. Als er bei Mekkah angekommen war, legte er sich nieder und streckte seine Füsse zufällig gegen die Kaʿbah. Der Kāzī Ruknuddīn, der dies bemerkte, machte Nānak Vorwürfe über diese Unehrerbietigkeit. Nānak erwiederte ihm: lege meine Füsse nach der Richtung, wo das Haus Gottes nicht ist. Der Kāzī drehte die Füsse Nānak’s um, aber wohin er sie auch drehte, dahin richtete sich auch die Kaʿbah. Auf dieses Wunder hin küsste der Kāzī Nānak die Füsse und hatte eine lange Unterredung mit ihm, in der er

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E. Trumpp: Nanak, der Stifter der Sikh-Religion., München 1876, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nanak_der_Stifter_der_Sikh-Religion.djvu/18&oldid=- (Version vom 1.8.2018)