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genannt werden. Ich verglich verschiedene Handschriften derselben und fand dass sie alle so ziemlich übereinstimmten, in einzelnen Erzählungen jedoch von einander abwiechen. Während meines Aufenthaltes in Lāhōr wurde ein solches Janam-sākhī lithographirt und mit nicht unschönen, theilweise höchst charakteristischen und kühnen Holzschnitten herausgegeben; durch Vergleichung dieses mit den currenten Handschriften fand ich, dass vieles in demselben, was ein ungünstiges Licht auf Nānak zu werfen schien, ausgelassen, anderes dagegen, was für seine Deification sprach, eingeschoben worden war. Dieses überzeugte mich bald, dass auf die gewöhnliche Ueberlieferung der Sikhs nicht viel zu bauen war; ich hatte ohnedies schon Grund genug anzunehmen, dass die Mythenbildung über ihren Guru, obschon sein Leben in die volle historische Zeit fällt, schon weit fortgeschritten war, da unter dem Wuste von wunderbaren und theilweise ganz absurden Erzählungen ein historischer Kern sich kaum entdecken lassen wollte. Der Mann, wie ich ihn in seinen eigenen Sprüchen und Liedern im Granth vor mir hatte, wollte durchaus nicht stimmen mit den wunderbaren Gebilden der Sage.

Ohne einen Verdacht gegen die Sikh Priester zu äussern, die jeden Zweifel an der Gottheit Nānak’s als einen schändlichen, in unendliche Wiedergeburten stürzenden Frevel betrachtet hätten, forschte ich fleissig nach, ob ich nicht ältere Ueberlieferungen über Nānak erhalten könnte. Ich wandte mich, mit Empfehlungen der Regierung versehen, an hervorragende Sikhs, von denen ich hörte, dass sie im Besize von Gurmukhī Handschriften seien, um Janam Sākhīs von Nānak zu erhalten. Aber alle meine Nachforschungen blieben erfolglos; es kamen nur die gewöhnlichen Compilationen zum Vorschein, die mir keinen sichern Anhaltspunkt boten.

Als ich im Jahre 1872 wieder nach Europa zurückgekehrt war, sandte mir die englische Regierung zur Fortsezung meiner Arbeiten eine Kiste mit Handschriften des Granth, denen noch andere Gurmukhī Manuscripte beigelegt waren, damit ich vielleicht das eine oder andere für meine Zwecke verwerthen könnte. Als ich diese durchstöberte, fand ich ein altes, theilweise schon von

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E. Trumpp: Nanak, der Stifter der Sikh-Religion., München 1876, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nanak_der_Stifter_der_Sikh-Religion.djvu/09&oldid=- (Version vom 23.12.2022)