Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Pließnitztales und besitzt nicht nur ertragreiches Land, sondern ist auch reich an unterirdischen Bodenschätzen. Diese waren die Veranlassung, daß in dem Orte in den letzten 15 Jahren durch den schwungvollen Aufstieg des Kohlenbaues und Ziegeleibetriebs sich ein so großer Besitzwechsel wie kaum in einem andern Orte der Oberlausitz vollzog.

Wegen der vorhandenen Kohlenfelder von großer Ausdehnung und Mächtigkeit wurde 1915 fast das ganze Dorf sowie die beiden Schönauer Niedergüter von der Stadtgemeinde Dresden zu Bergbauzwecken aufgekauft. Ausnahme von dem Verkauf bildeten Kirche, Pfarre, Schule, Gemeindewege sowie ein Gut Nr. 25 dazu 15 Häuser und 2 Gaststätten (Nr. 10 und 43). Die Verkäufer blieben nunmehr als Pächter auf ihren Gütern, die meist alter Familienbesitz waren. Nachdem die Stadt ganz gewaltige Summen für den Bau einer vollständig neuen Kohlenförderanlage sowie für neuzeitliche Ziegeleianlage und Siedelhäuser[1], für Regulierung der Pließnitz und für den Bau einer Anschlußkohlenbahn Berzdorf–Nikrisch[2] verwand hatte, wuchs bei all diesen Neuerungen


    Daher erschien es den Grubenbetriebsleitern immer recht gewagt, Strecken in dieser Richtung zu treiben.
    Nachdem bereits die beiden Schönauer Niedergüter, sowie fast alle Berzdorfer Güter bis zu dem Gut Nr. 34 der Stadt Dresden zum Kaufe angestellt waren, wollten auch die Niederdorfer Besitzer bei diesen Kohlenfelderaufkäufen nicht unbeteiligt bleiben und ließen im Juni 1914 auf ihren Gütern (Nr. 35–40 und 46–48) auf eigene Hand nach Kohle abbohren. Die Bohrergebnisse waren auch hier namentlich in der Dorf- und Tallage äußerst günstig, so daß kurz darauf (nachdem auch ein Kaufangebot von anderer Seite gemacht war) eine Kaufanstellung der Güter an die Stadt Dresden ebenfalls erfolgte. Der festgesetzte Kaufpreis, welcher dieser 4000 Mark pro Hektar betrug, erhöhte sich bei diesen Nieder-Gütern auf 6000 Mark pro Hektar.

  1. Die Siedlungsgesellschaft „Bergmannsheim“ ward am 23. April 1920 gegründet. Das Unternehmen gehört zu ¾ Anteil dem Werk und mit ¼ Anteil den zu Pacht wohnenden Siedlern. Man rechnete dabei mit dem Verschwinden des alten Berzdorfs, und so sollte hier abseits des Dorfes ein neuer Ort „Neu-Berzdorf“ entstehen.
  2. Um der Wiederkehr einer Kohlennot, wie sich diese bereits im Winter 1916 in Dresden fühlbar gemacht hatte, aus eigener Hilfe vorzubeugen, ward von der Stadtgemeinde Dresden der Bau einer Anschlußbahn Berzdorf–Nikrisch beschlossen. Die in Berzdorf geförderte Kohle sollte auf dem Schienenwege nach Dresden verfrachtet werden. Zu diesem Zweck wurde auch der mit der Firma Kroschwald u. Zückner bis 1920 noch laufende Pachtvertrag gegen eine Vergütung von 50000 Mark (im Mai 1917) vorzeitig gelöst. Um nun den Bahnbau eilig fertig zu stellen, wurde um einer Notlage vorzubeugen, vom Königl. sächs. Generalkommando schnellstens militärische Unterstützung erbeten. Im Juni 1917 rückte daher eine Pionierkompagnie in Marschordnung (an deren Sptize Stadtbaurat Wahl, Hauptmann der Landwehrpioniere, stand) ins Dorf ein. Bei all dieser Hast unterschätzte man aber die kritische Lage des dem Hochwasser ausgesetzten Bahnbaugeländes, so daß die geplante Bahnanlage, wegen der damit entstehenden Einengung des Hochwasserflutlaufes eine Regulierung und Verbeiterung der Pließnitz vorerst erforderte. Gegen die ausgelegten Baupläne wurde in nicht weniger als 17 Fällen Einspruch beim Wasserbauamt erhoben. Die größte Schwierigkeit dem Bahnbau gegenüber bot das Stift Joachimstein bei Radmeritz, über dessen Tauchritzer Dominialbesitz die Bahn zum größten Teil führt. Denn obgleich der Hauptmann Wahl bei der Stiftsbehörde sein Vorhaben mit militärischem Nachdruck kundgegeben: „Ich habe Befehl vom 12. Armeekorps, eine Eisenbahn zu bauen“, so kehrte sich das Stift nicht im geringsten an diese militärische Order und gab
Empfohlene Zitierweise:
Ernst Krische: Die Siedlungsverhältnisse von Berzdorf auf dem Eigen. In: Neues Lausitzisches Magazin. Görlitz: Selbstverlag der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, 1929, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NLM_1929_Seite_216.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)