Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Berzdorfer Kirche in Brand gesteckt worden. Fast 10 Jahre lang mag die Brandstätte ein gar ödes und trauriges Bild geboten haben, denn erst um 1438 hat man das Dach und den Kirchturm auf die stehengebliebenen Mauern wieder aufgebaut. Ein früheres Aufbauen war sicher nicht möglich, wurde doch die Umgegend noch wiederholt von den Hussiten heimgesucht. Nachdem auch der innere Einbau der Kirche vollendet war, erfolgte 1443 die Wiedereinweihung durch den Weihbischof von Breslau, Bischof von Gardar genannt[1]. Die Kirche ward hierbei abermals den genannten Heiligen zu Ehren geweiht.

Während des Siebenjährigen Krieges war die Kirche und der Kirchturm immer mehr in Verfall geraten. Sofort nach Beendigung des Krieges ging die Gemeinde trotz der fürchterlichen Schäden, die sie erlitten hat, daran, ihr Gotteshaus vor gänzlichem Verfall zu schützen[2]. Der Bau ward dem Zimmermeister Christian Schönfelder in Kunnersdorf übergeben. Schon am 1. Oktober 1764 war er soweit vorgeschritten, daß an diesem Tage die Hebefeier, wobei der Turmknopf nebst Spille und Wetterhahn aufgesetzt wurden, stattfinden konnte. Statt eines eigentlichen Turmes besitzt die Kirche nur einen sogenannten Dachreiter. Turm und Glockenstuhl waren ursprünglich durch zwei Säulen im Schiff der Kirche unterstützt. Diese beiden Säulen standen jedenfalls quer nebeneinander und zwischen ihnen führte der Mittelgang in der Kirche. Bei diesem Neubau wurden diese Säulen durch eine Tragsäule (Mittelsäule) ersetzt[3].

Bis zur Erbauung der Kunnerwitzer Kirche (1839) hielten sich die evangelischen Einwohner aus den Nachbargemeinden Jauernick und Niecha, obgleich sie nicht eingepfarrt waren, nach Berzdorf. Durch diesen


  1. Dieser Weihbischof Namens Johannes Erler war gebürtig aus Moys b. Görlitz. Er hat vom Jahre 1443–1470 viele Kirchen unserer Gegend, die nach der Zerstörung durch die Hussiten wieder aufgebaut waren, oder auch Altäre geweiht. Die neue Einweihung in Berzdorf geschah wahrscheinlich Dienstag, den 8. oder Mittwoch, den 9. Oktober 1443, an welchen Tagen der Weihbischof in der Nähe war, indem er zuerst in Jauernick die Einweihung zweier Altäre und des Kirchhofs und darauf (am 9. Oktober) die Weihe der Deutsch-Ossiger Kirche vollzog. Am 12. Juli 1432 war er zum Bischof von Gardar (auf Grönland) ernannt worden. Nach E. A. Seeliger, Zittauer Geschichtsblätter (1928) N. 11 hatte Erler zuletzt seinen Sitz in Zittau, wo er 1476 oder 1475 gestorben. Über die Einweihungen s. R. Jecht, cod. dipl. Lusatiae superioris IV S. 262, 13. 280, 14. 659, 12 und Register S. 1167 oben. Daß die Mauern der Kirche noch aus der Zeit des Brandes herrühren, bezeugten die in der Mauer befindlichen angekohlten Auflageenden der ausgebrannten eichnen Oberschwelle über der kleinen Türe, welche vom Kirchboden auf das Kreuzgewölbe führt. Dieses Jahrhunderte alte Wahrzeichen hat man 1909 beseitigt.
  2. In dem Kriegsjahre 1757 hatten die Dörfer Berzdorf, Schönau und Kiesdorf dadurch furchtbaren Schaden, daß vom 26.–30. August diese Ortschaften von verschiedenen Regimentern der Kavallerie und Infanterie des zwischen Radmeritz und Bohra befindlichen Lagers des Prinzen v. Bevern vollständig ausfuragiert wurden.
  3. Ausführliche Nachricht über diesen Kirchen- und Turmbau gibt ein altes Kirchenrechnungsbuch, das auf dem Schulhausboden sich befand. Bei Verfassung der alten sächs. Kirchengalerie (1837) hat der Pfarrer Walther hiervon sicher keine Kenntnis gehabt. Über Abbildung des alten Kirchturms s. Heimatbilder: Neuer Görl. Anzeig. 1927 Nr. 237.
Empfohlene Zitierweise:
Ernst Krische: Die Siedlungsverhältnisse von Berzdorf auf dem Eigen. In: Neues Lausitzisches Magazin. Görlitz: Selbstverlag der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, 1929, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NLM_1929_Seite_213.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)