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Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen

nichts wußte. Von diesem Tage an erzeigte sich der Graf dem Doctor gnädiger als allen seinen Edelleuten oder Räthen und hielt ihn recht als seinen lieben Freund, ließ ihm auch gern und sonder Neid das Loth zu eigen, darin der andere Zahn war, doch unter dem Gelöbniß, sich dessen ohne Noth nicht zu bedienen, auch ihn vor seinem Ableben entweder ihm, dem Grafen, erblich zu verlassen oder auf alle Weise der Welt zu entrücken, wo nicht ihn gänzlich zu vertilgen. Der edle Graf starb aber um zwei Jahre eher als der Veylland, und hinterließ das Kleinod seinen Söhnen nicht; man glaubt, aus Gottesfurcht und weisem Vorsicht hab’ er es mit in das Grab genommen oder sonst verborgen.

Wie nun der Doctor auch am Sterben lag, so rief er seinen treuen Diener Curt zu ihm an’s Bett und sagte: Lieber Curt! es gehet diese Nacht mit mir zum Ende, so will ich dir noch deine guten Dienste danken und etliche Dinge befehlen. Dort bei den Büchern, in dem Fach zu unterst in der Ecke, ist ein Beutel mit hundert Imperialen41, den nimm sogleich zu dir; du wirst auf Lebenszeit genug daran haben. Zum Zweiten, das alte geschriebene Buch in dem Kästlein daselbst verbrenne jetzt vor meinen Augen, hier in dem Kamin. Zum Dritten findest du ein Bleiloth dort, das nimm, verbirg’s bei deinen Sachen,

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. Stuttgart: G. J. Göschen. 1878, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_143.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)