Seite:Moerike Schriften 2 (1878) 088.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

zu der andern, dergestalt, daß ich am Ende so wenig wie vorher von Allem begriff. Die seligste Confusion von gegenseitigen Erklärungen, von Thränen, Scherzen, Küssen lös’te sich zuletzt in das Geständniß auf: man wolle jetzt nichts wissen und nichts fassen, als daß man sich wieder besitze, daß man sich ewig so umschlungen halten würde.

Frau Base schien in großer Noth, wie sie dem glücklichen Paar ihre Theilnahme ausdrücken sollte. Sie hatte in der That, wie ich nachher erfuhr, nicht das beste Gewissen. Denn wenn Josephe gestern, im Sinne mich zu prüfen, auf zweideutige Weise Etwas von einem Bräutigam verlauten ließ, so hing dieß bei der Alten ganz anders zusammen. Gedachter Schulzen-Sohn, ein angehender Wirth, filzig und reich, doch sonst ein guter Christ, hoffte an diesem Mädchen eine tüchtige Hausfrau für sich zu erwerben und betrieb seine Absicht um so ernstlicher, da nicht verschwiegen blieb, daß sie von der seligen Freifrau von Rochen – auf welche merkwürdige Dame wir näher zurückkommen werden – mit einem Vermächtniß bedacht worden war, dessen Eröffnung bis auf ihre Hochzeit ausgesetzt sein sollte, und wovon, in Betracht, wie viel sie bei gnädiger Herrschaft gegolten, sehr übertriebene Vermuthungen bestanden. Josephe, die den Menschen nicht entfernt ausstehen konnte, war überdieß,

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Mörike: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. G. J. Göschen, Stuttgart 1878, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_088.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)