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Friedrich Gerstäcker: Moden über die Welt. In: Fliegende Blätter. Band 18.

stets einander anfeixen, während mir gesagt ist, daß die Minister des neuen Kaisers z. B. in seidenen Strümpfen und gestickten Röcken gar ernsthaft und ehrbar an einander vorüber gehen, ohne auch selbst nur eine Miene zu verziehen.

Das Alles thut die Mode, die uns eben so zum Bedürfniß geworden, daß wir sie zuletzt vom eigentlichen Bedürfniß gar nicht mehr unterscheiden können, aber sie sitzt bei uns im Kopf, nicht etwa im Herzen, und Gewohnheit und Sitte, Religion, Kunst, Phantasie, Politik und Wissenschaft – es sind Alles ihre Dienerinnen; ja selbst im Tode noch läßt sie nicht von uns, denn sogar der Sterbende verlangt: „anständig begraben zu werden.“

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Friedrich Gerstäcker: Moden über die Welt. In: Fliegende Blätter. Band 18.. Braun & Schneider, München 1853, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moden_%C3%BCber_die_Welt-Gerstaecker-1853.djvu/7&oldid=- (Version vom 1.8.2018)